3. Etappe
Western Isles - Die Äußeren Hebriden
Vom Fährhafen Uig im Norden der Isle of
Skye legt die CalMac Fähre zu den Äußeren Hebriden ab. Es ist die
zweite Etappe mit dem Hopscotch Ticket. Die Überfahrt über ‚The
Minch‘, die Meerenge zwischen Skye und Harris dauert etwa 1:45 h.
Und das Wetter wird den Äußeren Hebriden angemessen: Regen, Wind,
tiefe Wolken.
Auch daher sind die Western Isles bekannt: In den
Wetterberichten wird über die Tiefdruckgebiete über den Hebriden
berichtet, deren Ausläufer uns erreichen. Dabei ist das Wetter an
der schottischen Westküste und auf den Inseln durchschnittlich sehr
mild, kühle Sommer, angenehme Winter meist ohne Eis und Schnee. Der
Golfstrom ist nahe und sorgt für ausgeglichene Temperaturen. Dafür
regnet es oft im Zentrum der Tiefdruckgebiete.
CalMac Ferry 'MV Hebrides'
Die Fähre legt in der kleinen Hafenstadt Tarbert an, ein paar Häuser
an die felsigen Hänge gereiht, ein paar Firmen rund um den Hafen.
Mit nicht einmal 600 Einwohnern ist der Ort trotzdem Hauptort der
Isle of Harris, die gar keine einzelne Insel ist, sondern der
rauere, felsige Teil der Insel Harris and Lewis. Harris and Lewis
sind die größte Insel des langgezogenen Archipels der Äußeren
Hebriden.
Isle of Harris, Isle of Lewis
Was sich anhört wie zwei getrennte Inseln ist
in Wirklichkeit nur eine einzige Insel, die Insel Harris and Lewis.
Sie gehört zu den Äußeren Hebriden und ist die größte schottische
Insel. Hauptstadt von Harris and Lewis ist Stornoway auf der Isle of
Lewis. 9.000 der insgesamt 21.000 Inselbewohner leben in Stornoway.
Getrennt werden die beiden Inselteile durch
ein früher schwer zu überwindendes Gebirge. Harris ist der gebirgige
Teil der Doppelinsel, Lewis ist eher flach mit weiten Moorflächen.
Die Felsen der Insel sind aus einem der ältesten Gesteine der Erde,
Lewisian Gneiss.
Industrie gibt es in geringem Umfang in
Stornoway (Industriekomplex Arnish, kurze Blütezeit als ausrüster
für die Ölindustrie), ansonsten ist die Wirtschaft
landwirtschaftlich geprägt. Eines der Hauptprodukte der Insel ist
Harristweed, der in Heimarbeit auf traditionellen Webstühlen
produziert wird. Hinzu kommen Fischerei und Fischfarmen sowie
Tourismus.
www.visitouterhebrides.co.uk •
www.virtualheb.co.uk
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Tarbert liegt an der engsten Stelle der Insel, von
hier führt die Straße in das Gebirge, das die beiden Inselteile
Harris und Lewis voneinander trennt. Von Tarbert sind es knapp 60 km
bis nach Stornoway, dem Verwaltungssitz der Äußeren Hebriden.
In Stornoway leben ca. 9.000 der knapp 21.000
Einwohner von Harris and Lewis. Und hier liegt geschützt hinter
Bäumen der Campingplatz Laxdale Holiday Park. Es gibt landschaftlich
tollere Campingplätze an der wunderschönen Westküste der Insel –
aber dort gibt es eben auch den heftigen Wind der Hebriden, der
bereits in einer Nacht auf Skye sehr heftig am Zelt gerüttelt hatte.
www.laxdaleholidaypark.com
Eine archaische Tradition – The Guga Hunters of Ness
Der Norden der Isle of Lewis ist eine baumlose, flache Moorfläche
mit wenigen Ansiedlungen. Schmucklose Orte, graue Kirchen der Free
Church of Scotland, auch sie schmuck- und turmlos mit einem
geteerten Parkplatz vor dem Eingang – Lebensfreude sieht anders aus.
Das Leben auf dieser windgepeitschten Insel im Atlantic hat
wahrscheinlich niemals viel Spaß bereitet und ist auch heute
beschwerlich. Das Durchschnittsalter der verbliebenen Crofter liegt
bei über 70 Jahren, die Jugend sucht ihr Glück woanders. Im Gegenzug
sind es Menschen vom Festland, die hier ein neues Zuhause finden,
die hier die Einsamkeit und Weltabgewandtheit als Gegenpol unserer
hektisch schnellen Internetgesellschaft suchen und finden.
Lewis vermittelt nicht das
idyllisch-touristische Bild der schottischen Highlands, der Norden
von Lewis ist karg und flach. Die Häuser in den Orten sind
Zweckbauten, auf den weiten Moorflächen sind die Soden zum Trocknen
aufgestellt, die teilweise noch immer als günstiges Heizmaterial
genutzt werden. Am
nördlichen Ende der Isle of Lewis liegt Port of Ness, ein alter
Fischerhafen, der heute kaum mehr genutzt wird, nachdem ein Sturm
die schützende Hafenmauer teilweise zerstört hat.
Port of Ness
The Guga Hunters of Ness - Archaische Jagd auf junge Basstölpel
Port of Ness ist Ausgangspunkt für eine
archaische Tradition der Leute aus dem Ness Distrikt. Mit einem
Fischerboot brechen in jedem Jahr zwölf Männer zu dem 70 km
entfernten, inmitten der rauen See liegenden, unbewohnten Felsen
Sula Sgeir auf. Dort verbringen sie zwei Wochen in den Resten alter
Gebäude, die teilweise Jahrhunderte vorher von Mönchen errichtet
wurden.
Ziel der seit dem 16. Jahrhundert
stattfindenden Fahrt sind junge Basstölpel – Gugas. Diese werden,
bevor sie flügge sind, aus den Nestern gesammelt, getötet, nach dem
Rupfen und Ausnehmen gesalzen und auf einem großen mit Planen
abgedeckten Stapel bis zur Abfahrt gesammelt. 2.000 Vögel werden in
den zwei Wochen geschlachtet. Auf Lewis gelten die Seevögel als
Delikatesse. Sie müssen bis zu vier Stunden gekocht werden und ihr
Geschmack soll tranig fischig sein.
Entstanden ist die Jagd nicht aus
kulinarischen Gründen, sondern aus Nahrungsmittelmangel aufgrund von
Missernten und dem Ausbleiben von Fischschwärmen. Die Seevögel waren
für die Menschen der abgelegenen Inseln ein wichtiges
Nahrungsmittel.
Die Guga-Jagd ist umstritten, Naturschützer
lehnen sie ab. Sie verstößt gegen geltendes Naturschutz- und
Tierschutzrecht, ist aber als regionale Kultur und Tradition durch
Ausnahmegenehmigungen der EU legalisiert.
Das Festhalten an dieser archaischen
Tradition wird von den Leuten aus Ness zäh verteidigt, für die
Männer ist es eine Art Initiationsritus, ein Festhalten an alten
Werten in einer Zeit, die auch diesen abgelegenen Ort grundlegend
wandelt.
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Nicht weit von Port of Ness sind die Klippen
von Butt of Lewis, dem Hintern von Lewis, dem nördlichsten Ende der
Western Isles. Das Meer schlägt wild gegen die Felsen. Im Guinness
Buch der Rekorde wurde dieser Platz als Großbritanniens
stürmischstes Ende verewigt. Der hier 1862 fertiggestellte
Leuchtturm konnte nicht aus den üblichen Steinen errichtet werden,
es ist aus widerstandsfähigem rotem Backstein errichtet, um den
Belastungen durch Sturm und Meer standhalten zu können. In der
einige hundert Meter entfernten Bucht Port Stoth konnten bei guten
Wetterbedingungen die Schiffe festmachen, die den Leuchtturm und
seine Besatzung mit den notwendigen Materialien, Brennstoff und
Lebensmitteln versorgten. Erst 1998 wurde der Turm als einer der
letzten an der schottischen Küste automatisiert.
www.nlb.org.uk/LighthouseLibrary/Lighthouse/Butt-of-Lewis/
Die Äußeren Hebriden sind reich an Kulturspuren
aus dem Neolithikum, der Jungsteinzeit. Neben den anderen großen
Steinkreisen an der Westküste von Lewis liegt auf dem Weg von Ness
zurück nach Stornoway nicht weit von der Straße ein eher
unauffälliger Steinkreis. Steinacleit oberhalb von Loch an Duin ist
eine Struktur die ca. 2.000 Jahre vor unserer Zeit entstanden ist.
Ist es eine Grabstätte, sind es die Reste einer Siedlung, einer
jungsteinzeitlichen Farm? Es gibt keine Aufzeichnungen aus dieser
Zeit und die Steine selbst sind in diesem Fall auch recht
schweigsam. Aber das macht gerade den Reiz dieser unspektakulären
Stätte aus, es bleiben viele Rätsel offen und der Blick geht über
Loch an Duin mit einer kleinen Insel weiter bis zum nahen Atlantik.
Die Inseln am Rand der Welt waren schon sehr früh besiedelt. Die
Spuren reichen zurück bis ins 8. Jahrtausend v. u. Z..
Peter May – The Lewis Trilogy
Einblick in das Leben auf der von rigiden
protestantischen Freikirchen geprägten, abgelegenen Isle of Lewis bietet die Trilogie des Autors Peter May.
Hauptperson ist der Polizist Finn MacLeod, der auf Lewis aufwächst,
alles daran setzt, die Insel zu verlassen und später nach
persönlichen Schicksalsschlägen zurückkehrt. Neben der nicht immer
schlüssigen Kriminalhandlung ist es vor allem die Schilderung des
Lebens und der Gesellschaft auf Lewis, die die Bücher lesenswert und
zu einer kurzweiligen Pflichtlektüre für Hebridenreisende machen. Im
ersten Band geht es dabei auch um die Guga Jagd.
The Lewis
Trilogy
The Blackhouse (Quercus 2011), The Lewis Man (Quercus
2012), The Chessmen (Quercus 2013) Die ersten beiden Bände sind
in deutscher Übersetzung erschienen.
www.petermay.co.uk/
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