Western Isles Tour 


3. Etappe, Teil 4

Auf einen Dram mit den Lewis Chessmen

Weit und abgelegen ist der Südwesten von Lewis mit der aus vielen kleinen Ansiedlungen bestehenden Gemeinde Uig. Kleine einsame Sandstrände und das für die Inseln typische Grasland Machair, das sich bis zum Strand erstreckt.

Machair entsteht durch Sand und Muschelkalk, den der Wind vom Strand ins Land weht, der dort die saure Torferde alkalisch puffert, sodass fruchtbare Wiesen entstehen, die als Weide für Schafe und Vieh genutzt werden. Aufgrund dieser Weidemöglichkeiten war der Westen von Lewis auch besonders stark den Highland Clearances im 19. Jahrhundert ausgesetzt.

1874 erhoben sich die Crofter von Bernera, der kleinen Insel im Westen von Lewis, die über einen kurzen Damm mit Lewis verbunden ist, gegen die Vertreibung von ihrem Land durch den Besitzer von Lewis, James Matheson. 58 Crofter sollten auf einmal von ihrem Land vertrieben werden und Platz für Schafe machen. Die Beamten, die die Vertreibungsurkunden überbringen sollten, wurden mit Schlamm beworfen, es kam zum Aufstand. Drei Crofter wurden inhaftiert, worauf sich ein Protestmarsch formierte und die Crofter unter Führung ihrer Piper nach Stornoway zogen, um vor Lews Castle, dem Sitz des Landlords, die Freilassung der Kollegen zu fordern. Bernera Roit war der Beginn des Widerstands gegen die Clearances, die erst am Ende des Jahrhunderts durch den Crofters Act ihr Ende fanden.

Traigh na Beirigh
Traigh na Beirigh

Einer der schönsten Strände ist Ardroil Beach, ein breiter, in einer Bucht gelegener Sandstrand. Der Weg zum Strand wird von einer großen Holzfigur eines Schachkönigs bewacht. Es ist die riesige Vergrößerung eines kleinen Lewis Chessman, einer kunstvollen Schachfigur aus der Wikingerzeit.


The Lewis ChessmenThe Lewis Chessmen - Die Kunst der Wikinger

1831 werden in einer kleinen gemauerten Kammer in den Dünen des Ardroil Beach bei Uig kleine aus Walross- und Walelfenbein geschnitzte Schachfiguren gefunden. Die Figuren stammen aus dem 12. Jahrhundert und wurden wahrscheinlich in Norwegen gefertigt.

Das Schachspiel hatte sich aus dem arabischen Raum nach Europa verbreitet, die Wikinger trieben regen Handel mit dem arabischen Reichen.

Insgesamt wurden 78 Figuren gefunden, ein Teil von ihnen wird im British Museum in London ausgestellt. Die Figuren gelten als die berühmtesten Spielsteine des Mittelalters und sind in vielen Nachbildungen verbreitet.

www.britishmuseum.org/about_us/news_and_press/statements/the_lewis_chessmen.aspx


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Ein Stück weiter bewacht eine weitere Nachbildung den Eingang zu einer ganz besonderen Brennerei, der Abhainn Dearg Distillery. Es ist die einzige Distillery auf Lewis und hat schon einige Jahre vor dem Neubau der wesentlich größeren Harris Distillery in Tarbert, die im Sommer 2015 ihren ersten New Make destillieren will, Whisky produziert.


Abhainn Dearg – From field to bottle

Abhainn DeargAbhainn Dearg ist eine klitzekleine Distillery, kein Vergleich zu den bekannten Brennereien. Selbst die angeblich kleinste Brennerei Schottlands, Edradour, ist riesig gegen Abhainn Dearg.

Mark Tayburn brennt seit 2008 in der kleinen Farmdistillery auf dem Gelände einer ehemaligen Fischzuchtanlage. Er hat einen besonderen Anspruch: from field to bottle soll alles auf Lewis produziert werden. So wird auch die Gerste auf Lewis angebaut und gemälzt. Abhainn Dearg legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und den Schutz der Landschaft hier am Ende der Welt.

Abhainn Dearg (pronounced Aveen Jarræk) ist der Red River, der der Distillery das weiche Wasser für den Whisky liefert. Die erste reguläre Edition wird erst 2018 erscheinen, nach 10 Jahren Reifung in Ex-Bourbon Fässern - wenn Mark Tayburn entscheidet, dass der Whisky dann reif genug für die Abfüllung ist ...

www.abhainndearg.co.uk 


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Kein Schiff in Stornoway

Lang sind wir dem schönen Prinzen Charles Stuart nicht begegnet. Zurück in Stornoway ist es soweit. Das heißt, kurz vor der Hauptstadt der Äußeren Hebriden und ihrem Hafen ist es soweit. Denn Bonnie Prince Charlie kam nicht ganz bis Stornoway. Arnish, heute ein Industriegebiet mit wenig Industrie, liegt auf der Landzunge gegenüber von Stornoway. Bis hierher kam der Prinz am 5. Mai 1746, nachdem er am Tag zuvor auf Lewis gelandet war. Das Gerücht, er sei auf der Insel verbreitete sich schnell, das erhoffte Schiff für die weitere Flucht nach Frankreich konnte aber nicht gefunden werden. Aus Angst vor Repressalien wurde dem Prinzen der Zugang zu Stadt verweigert – aber immerhin wurde er trotz der ausgesetzten Summe auf ihn nicht verraten und konnte am 6. Mai Lewis in einem kleinen Boot wieder verlassen. Natürlich erinnert auf einem Hügel am Arnish Point ein Memorial an Prince Charles Edward Stuart.

Arnish, Bonnie Prince Charlie Memorial
Arnish, Bonnie Prince Charlie Memorial


Stornoway – Hauptstadt der Western Isles

Stornoway ist die Hauptstadt der Äußeren Hebriden – Stornoway ist die einzige größere Stadt der Äußeren Hebriden. 12.000 der ca. 21.000 Bewohner von Harris and Lewis leben in der Gemeinde Stornoway, in der Stadt selbst sind es etwas 9.000.

Mitte des 19. Jahrhunderts verkauften die MacKenzies of Seaforth Stornoway und Lewis an Sir James Matheson. Der war durch den Handel im Fernen Osten – u. a. auch den Opiumhandel mit China – zu Reichtum gekommen. Matheson erbaute Lews Castle auf einem Hügel mit Blick über den Hafen und die Stadt. 1918 verkauften seine Nachfahren Lewis an William Lever, Lord Leverhulme, der wiederum übergab Stornoway, nachdem er seine Pläne, ein Zentrum der Fischereiindustrie zu entwickeln, nicht umsetzten konnte, 1923 an die Bürger, in deren Namen das Gebiet vom gemeindeeigenen Stornoway Trust bewirtschaftet wird.

Zur Hochzeit der Heringfischerei war Stornoway ein wichtiger Fischereihafen. Auch heute noch gibt es eine kleine Fischereiflotte. Vor allem aber ist Stornoway der wichtige Fährhafen der Insel mit der Caledonian MacBrayne Fähre hinüber nach Ullapool auf dem schottischen Festland. Die industrielle Entwicklung ist schwierig, das Industriegebiet Arnish boomt nicht unbedingt seit die Hochphase der schottischen Nordseeölförderung vorbei ist. Neue Hoffnung wird in die Entwicklung von Windkraftanlagen gesetzt.


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Stornoway ist eine nette kleine Hafenstadt, durch deren Gassen man bummeln kann. In den Shops gibt es original hebridische Produkte, von der Seife bis zum Meersalz oder Oatcakes mit Algen. Es gibt kleine Galerien und natürlich die Shops mit Kleidung aus Harris Tweed.

In Stornoway startet dann auch die Fähre für die etwa dreistündige Überfahrt zum schottischen Festland nach Ullapool in den North Western Highlands. Erst seit 2009 verkehrt die Fähre auch an Sonntagen. Lewis ist eine der letzten Bastionen, wo die Sonntagsruhe von calvinistischen Freikirchen hart verteidigt wird.

Stornoway
Stornoway


Sabbath – die Sonntagsruhe

Lewis ist eine Hochburg der calvinistisch geprägten presbyterianischen Freikirchen mit einem sehr strengen, auf die Schriften fixierten Glaubensideal. Die Enge dieses Glaubensbildes, insbesondere für die Sozialisation der Heranwachsenden wird von Peter May in seiner Lewis-Trilogie thematisiert. Diese Strenge und Freudlosigkeit spiegelt sich auch in den kleinen, grauen und schmucklosen Kirchengebäuden wider, die überall auf der Insel zu sehen sind. Hier ist nichts farbig und einladend, nicht einmal rund um die Kirche gibt es Pflanzen, sondern meist einen geteerten, ummauerten Parkplatz für die Gläubigen.

Die Einhaltung der Sonntagsruhe wird besonders streng beachtet, was erst in den letzten Jahren etwas gelockert wurde. Seit 2002 gibt es Flüge auch an Sonntagen, erst seit 2009 verkehrt die Fähre an Sonntagen. Früher war der Kirchgang der einzige Grund, am Sonntag das Haus zu verlassen.

www.bbc.com/news/uk-scotland-29708202


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4. Etappe: Northwest Highlands – die wilden Highlands