Western Isles Tour 


3. Etappe, Teil 3

Blackhouses, Wikinger und Standing Stones

Sie liegen sehr abgeschieden und erscheinen stürmisch und wild – aber die Hebriden waren früh besiedelt. Vielfältige Siedlungsspuren und alte Monumente sind überall auf den Inseln zu finden. Ein Ausflug an die Westküste der Isle of Lewis führt zu den Zeugnissen verschiedener Epochen.

Ein wesentlicher Wandel für die Inseln vollzog sich um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert. Die Menschen zogen aus den traditionellen Blackhouses in die moderneren Whitehouses. Gut sichtbar wird dies in kleinen Örtchen Arnol mit dem Arnol Blackhouse Museum. Blackhouse und Whitehouse stehen hier direkt nebeneinander.

Arnol, Isle of Lewis
Arnol, Isle of Lewis


Vom Blackhouse zum Whitehouse

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Blackhouses für viele Jahrhunderte die traditionelle Behausung auf den Hebriden. Errichtet waren sie aus einer Doppelwand aus Natursteinen, der Raum zwischen beiden Mauern wurde mit Erde aufgefüllt, was der Isolation und dem Abhalten des Windes diente. Gedeckt waren die Blackhouses mit Stroh und Reet. Um das Dach vor den stürmischen Winden zu schützen, wurden über das Stroh alte Fischernetze gelegt, die mit an den Saum gebundenen Steinen beschwert waren.

Mensch und Tier lebten unter einem Dach. Im Hauptraum des Hauses war die offene Feuerstelle, über der ein großer mit einer Kette am Gebälk befestigter Kessel hing. Einen Schornstein gab es nicht, der Rauch des Torffeuers zog durch das Dach ab, das mit der Zeit rußschwarz wurde und jedes Jahr neu gedeckt werden musste. Es war dunkel und rauchig in den Blackhouses.

Anfang des 20. Jahrhundert gab es neue Gesundheitsrichtlinien, Mensch und Tier durften nicht mehr unter einem Dach hausen. Langsam wurden die alten Blackhouses aufgegeben und moderne, verputzte Häuser mit hellen Fenstern und Schornsteinen gebaut – die Whitehouses. Einige Blackhouses waren aber noch bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts bewohnt.

www.undiscoveredscotland.co.uk/lewis/blackhousemuseum


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Die Ruinen und Mauern von aufgegebenen Blackhouses sind überall auf den Inseln zu finden. Einige der Häuser blieben erhalten und werden wie in Arnol als Museum genutzt oder als Ferienwohnung angeboten. Ein Stück die Westküste hinunter liegt das Blackhouse Village, eine kleine Ansiedlung aus mehreren erhaltenen und wiederhergerichteten Blackhouses, die als Ferienwohnung gemietet werden können.

Auf dem Weg dorthin liegt hinter der Ortschaft Shawbost idyllisch gelegen oberhalb von Loch na Muilne die Old Norse Mill, eine rekonstruierte Mühle mit Scheune aus der Wikingerzeit. Vom Parkplatz an der Straße führt ein kurzer Weg durch das sumpfige Land zu den beiden strohgedeckten Gebäuden. Angetrieben wurde die Mühle durch das Wasser eines kleinen Bachs, der vom oberhalb gelegenen Loch Roinavat kommt. Das Wasser wurde unter dem Boden der Mühle hindurchgeführt und trieb dort die Paddel der Mühle an.


Die Wikinger kommen - Aus Räubern werden Einwanderer

Die Zeit der Wikinger beginnt auf den Äußeren Hebriden im 9. Jahrhundert. Zunächst kommen die Wikinger mit ihren Schiffen zu Überfällen, sie rauben, plündern und verwüsten. Später werden sie auf den Inseln sesshaft und es kommt zu Vermischungen mit der keltischen Bevölkerung. Die Hebriden werden Teil Norwegens.

Obwohl es immer wieder Kämpfe und Versuche gibt, die Inseln an Schottland anzugliedern, werden sie erst 1266 mit dem Vertrag von Perth Teil Schottlands. Trotzdem ist die Macht der schottischen Könige eingeschränkt. Die Hebriden sind Teil des Lordship of the Isles. Die Lords of the Isles haben ihren Hauptsitz auf Islay und gehören neben dem englischen Königshaus zu den größten und mächtigsten Landbesitzern dieser Zeit.

Erst Ende des 15. Jahrhunderts verlieren die Lords of the Isles ihre Macht, der Titel geht über auf den Thronfolger des schottischen, später britischen Königshauses. Heute ist Prince Charles nominell Lord of the Isles.


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Das Blackhouse Village of Gearrannan gibt einen guten Einblick in das Leben der Menschen auf Lewis. Die traditionellen Blackhouses wurden hier teilweise noch bis in die 1970er Jahre bewohnt. Seit 1952 gab es Elektrizität, seit 1960 Leitungswasser. Geheizt wurde mit Torf, der in den weiten Mooren der Insel noch heute gestochen wird. Neun der Häuser sind erhalten geblieben und können teilweise als Ferienhaus gemietet werden. Eines der Häuser ist mit seiner Ausstattung  als Museum zugänglich. Das Torffeuer qualmt vor sich hin (immerhin im Kamin mit Schornstein) und füllt den Raum mit dem würzigen Duft des Torfes.

Für die früheren Bewohner war das Leben im Dorf hart. Die eigene Kuh musste versorgt werden, um Milch zu haben, die Landwirtschaft reichte teilweise nicht zum Auskommen der Familien. Die Frauen arbeiteten z. B. in Stornoway oder auf dem schottischen Festland in der Fischverarbeitung und kamen erst nach der Heringsaison wieder zurück ins Dorf. Die Männer waren noch in den 1950er Jahren auf Walfängern im Nordmeer unterwegs. Im Haus steht auch ein Webstuhl auf dem in Heimarbeit Harris Tweed gewebt wurde.

www.gearrannan.com

Blackhouse Village of Gearrannan
Blackhouse Village of Gearrannan

Wesentlich ältere Siedlungsspuren sind bei Carloway, ein paar Kilometer weiter die Küste hinab zu finden. Dun Carloway Broch ist ein besonders großer und gut erhaltener Broch aus der Eisenzeit. Erbaut wurde der Broch wahrscheinlich um die Zeitenwende, die Angaben schwanken zwischen 100 v. u. Z. und 100 n. u. Z., damit ist Dun Carloway ein ziemlich spät erbauter Broch. Er hat einen Durchmesser von 14 Metern und die erhaltenen Teile der ohne Mörtel errichteten Außenmauer ragen neun Meter auf.

Der besterhaltende Broch auf den Hebriden überblickt Loch Carloway und wurde bereits 1882 unter Schutz gestellt, nachdem in den vorhergehenden Jahrzehnten viele Steine der Außenmauer zum Bau von Häusern entfernt wurden. Er gehört zu den ersten geschützten Monumenten in Schottland. Es ist unsicher, wie lange der Wohnturm genutzt wurde, auf jeden Fall wurde er auch in späteren Jahrhunderten immer wieder als Schutzraum genutzt.


Als die Morrisons of Ness das Vieh der MacAulays stahlen

Unzählige Geschichten ranken sich in Schottland um blutige Fehden zwischen den Clans. Meist beginnen sie mit einem dreisten Viehdiebstahl. So stehlen irgendwann im 16. Jahrhundert die Morrisons of Ness das Vieh der MacAulays. Die finden das weniger gut, verfolgen die Viehdiebe, die sich schließlich in den damals noch weitgehend erhaltenen Broch flüchten und hinter den dicken Mauern sicher fühlen.

Die MacAulay verbarrikadieren den einzigen Eingang zum Broch, niemand der Morrisons kann mehr entkommen. Dann erklettern sie die Außenmauer und werfen brennendes Heidekraut in den Broch. Die Viehdiebe der Morrisons of Ness werden ausgeräuchert und Schottland hat eine weitere Geschichte, die an dunklen, nassen Abenden am Torffeuer erzählt werden kann.


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3.000 Jahre vor dem Broch bei Carloway wurden die Standing Stones of Callanish aufgerichtet. Sie sind das bedeutendste Monument der Insel und markieren ein jungsteinzeitliches Machtzentrum der damaligen Kultur. Das Klima der Jungsteinzeit war wärmer, der Meeresspiegel war niedriger.

Callansih ist eine beeindruckende Anlage. Aus Norden führt eine mehr als 80 Meter lange Allee aus in zwei Reihen aufgerichteten Steinen zum Kreis, in dessen Mitte ein fast fünf Meter hoher Monolith steht. Innerhalb des Kreises befindet sich ein Kammergrab, das nach Errichtung des Steinkreises eingerichtet wurde. Die Steine sind aus Lewis Gneiss, dem typischen Gesteinstyp der Insel. Lewis Gneiss gehört zu den geologisch ältesten Gesteinsarten der Erde. Aufgerichtet wurden die Steine in der Zeit zwischen 2900 und 2600 v. u. Z., die Formation ist somit älter als die berühmteren Steine von Stonehenge.

Standing Stones of Callanish
Standing Stones of Callanish


Astrologie, Statussymbol, Totenkult?

Über den Sinn und die Nutzung der monumentalen Steinkreise, die von Stonehenge über die Hebriden bis nach Orkney überall auf den britischen Inseln zu finden sind, wird viel spekuliert. Unstrittig ist, dass es bedeutende Orte waren, deren Errichtung mühselig und zeitaufwändig war, daher mussten sie für die damaligen Kulturen eine ehrausragende Bedeutung haben. Zudem finden sich im Umkreis der großen Steinkreise zumeist weitere neolithische Strukturen, so auch rund um sie Stones of Callanish. Dies setzt organisierte und strukturierte Kulturen voraus, die neben der Sicherung des Lebensunterhalts Zeit und mittel haben, monumentale kultische Orte zu errichten.

Angenommen wird zumeist, dass es sich bei den Steinkreisen um astronomische Observatorien handelt, die an exponierten Plätzen errichtet wurden und insbesondere nach dem Sonnenstand zur Zeit der Sonnenwenden oder dem Lauf des Mondes ausgerichtet sind. Umfangreiche Forschungen rund um Stonehenge und insbesondere rund um den Ring of Brodgar auf Orkney kommen zu der Überzeugung, die Steinkreise könnten Teil eines Totenkultes sein und gemeinsam mit den umliegenden Strukturen, wie sie z. B. gerade auf Orkney freigelegt werden, den Weg vom Leben ins Totenreich symolisieren. Die großen Steinkreise wie Stongehenge oder der Ring of Brodgar wären somit Nekropolen der damaligen Zeit. Auch Callanish und die umliegenden Steine und Steinkreise könnten also in diesem Zusammenhang zu verstehen sein.

www.callanishvisitorcentre.co.uk/


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3. Etappe, Teil 4: Auf einen Dram mit den Lewis Chessmen