Western Isles Tour 


2. Etappe, Teil 4

Nebel, Feen und die Heldin der Highlands

An manchen Tagen zeigt die Isle of Skye ihrem alten norwegische Namen ‚misty isle‘ gerecht: Dann tragen MacLeod’s Tables nicht nur eine Flatcap aus Wolken, sondern sind fast verschwunden unter Nebelschwaden. Ist das das richtige Wetter für einen Besuch bei den Feen? Oder tanzen die nur bei Sonnenschein über die grünen Wiesen?

Die Heimat der Feen ist auf der Halbinsel Trotternish im Norden der Isle of Skye in der Nähe des kleinen Fährhafens Uig. Dort liegt abseits und etwas versteckt das Fairy Glen, das Tal der Feen. Vielleicht ist ein nebliger Tag gar nicht der schlechteste zum Besuch dieser bizarren Landschaft auf sanft geformten Hügel. Die Kuppen der umliegenden Hänge sind im Nebel verschwunden, ein paar Schafe sind unterwegs, aber wenig Touristen. Es ist ruhig, kaum ein Geräusch zu hören im Tal der Feen, ein paar Blätter rascheln – vielleicht warten die Feen einfach, bis der störende Mensch wieder verschwunden ist und reiten dann auf dem Rücken der Schafe durchs Tal.

Fairy Glen
Fairy Glen

Über den welligen Wiesen und kleinen Tümpeln wacht Castle Ewen, der schroffe Burgturm. Doch wie die Feen ist auch die Burg nur manchmal real, ansonsten ist es ein steiler Felsen, der über einem kleinen Weiher aufragt und leicht erklommen werden kann. Von hier hat man einen schönen Blick ins Tal, aber die Feen tanzen nur, wenn sie unbeobachtet sind.

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Überhaupt hat Skye eine besondere Affinität zu den flüchtigen Fabelwesen. Nahe Glenbrittle am Fuß des Black Cuillin gibt es die Fairy Pools, kleine felsige Wasserbassins und in Dunvegan Castle wird die Fairy Flag als einer der Schätze der MacLeods aufbewahrt.

Die Herkunft des löchrigen Seidentuchs ist ungeklärt, aber die Fahne soll dem, der sie trägt den Sieg bringen. Zumindest dreimal soll die funktionieren, zweimal wurde sie bereits im Kampf gegen die MacDonalds siegreich entfaltet (1490 und 1520). Es ist ungewiss, ob sie tatsächlich von den Feen gewebt wurde, oder von einem Kreuzzug mit auf die Isle of Skye gebracht wurde. Zumindest soll die Seide aus dem syrischen Raum stammen und das Tuch irgendwann in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung gewebt worden sein.

www.dunvegancastle.com/content/default.asp?page=s2_5

Skye hat nicht nur sanfte Feen, sondern auch richtige Heldinnen. Weiter im Norden von Trotternish liegt zunächst das Museum of Island Life mit einigen rekonstruierten, schilfgedeckten Häusern, wie sie früher für die Crofter typisch waren. In den Häusern gibt es jede Menge Dokumente und Fotos, die das gar nicht idyllische Leben auf der Herbrideninsel zeigen.

Gleich hinter dem Freilichtmuseum liegt Kilmuir Cemetery, ein kleiner Friedhof. Zwischen den Grabmalen ragt ein keltisches Kreuz besonders hoch auf. Hier liegt Flora MacDonald begraben, die große Heldin der Highlands. Warum wird sie verehrt? Na klar, sie hat dem schönen Prinzen Charles Edward Stuart bei seiner Flucht vor den Häschern des Königs geholfen.

Flora MacDonald Memorial
Flora MacDonald Memorial

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Flora MacDonald - Die Heldin der Highlands

Flora MacDonaldFlora MacDonald wird 1772 wahrscheinlich auf Benbecula, einer Insel der Äußeren Hebriden, geboren. Ihr Vater war bei der Geburt bereits 70 Jahre alt und stirbt zwei Jahre später. Die noch junge Mutter heiratet Hugh MacDonald von der Isle of Skye. Flora wächst auf Benbecula auf, 1746 wechselt die Familie auf die Isle of Skye.

Flora und der Prinz

Auf seiner Flucht nach der vernichtenden Niederlage der Jakobiten in der Schlacht von Culloden ist deren Anführer Charles Edward Stuart (Bonnie Prince Charlie) inzwischen auf den Äußeren Hebriden angekommen. Die Hoffnung, von hier ein Schiff nach Frankreich zu bekommen, hat sich zerschlagen. 500 Mann sind ihm auf den Fersen, die See wird von Kriegsschiffen überwacht, auf ihn ist ein hohes Kopfgeld ausgesetzt.

Flora wird ein wichtiger Teil der Fluchthilfegruppe, mit der es Bonnie Prince Charlie gelingt, zurück zur Isle of Skye zu kommen. Flora besorgt Pässe für sich, einen als Diener verkleideten Getreuen des Prinzen und für die Zofe Betty Burke – den als Frau verkleideten Bonnie Prince Charlie. Es gelingt ihnen tatsächlich Ende Juni 1746 auf Skye zu landen, wo sich kurz darauf ihre Wege trennen. Nach weiterer langer Flucht kann Charlie erst im September 1746 ein Schiff nach Frankreich besteigen.

Haft, Auswanderung und Rückkehr

Flora Macdonald wird verhaftet und nach London deportiert, kommt aber aufgrund ihrer Popularität 1747 wieder frei. Später heiratet sie und wandert 1774 mit der Familie wie viele Highlander nach Amerika aus. Ihr Mann kämpft auf der Seite der Briten im Unabhängigkeitskrieg und wird gefangen genommen. Flora kehrt 1779 nach Skye zurück, ihr Mann kommt 1783 nach.

Am 5. März 1790 stirb Flora MacDonald und wird auf dem Friedhof von Kilmuir begraben. 3.000 Menschen folgen dem Trauerzug. Später wird das (inzwischen erneuerte) Gedenkkreuz errichtet.



2. Etappe, Teil 5: Ein Ende der Welt: Neist Point