2. Etappe, Teil 2
Isle of Skye - die sonnige Insel des Nebels
Insel des Nebels wird Skye aufgrund der oft tief über
den Bergkuppen hängenden Wolken genannt – kaum vorstellbar an einem
wunderbar sonnigen Tag, wenn die Fähre langsam zum Anleger von Armadale schippert.
Am Ufer liegt Armadale Castle, die Ruine des
Herrensitzes, den der Clan MacDonald 1790 bauen ließ, der später im
historischen Stil ausgebaut wurde, 1855 einem Feuer zum Opfer fiel
und 1925 von den MacDonalds dem Verfall preisgeben wurde. In den
1970er Jahren erwarb der gemeinnützige ClanDonald Lands Trust das
Gelände, renovierte Teile der Anlage und richtete ein Museum zur
Geschichte der Inseln und des Clans ein. Auch die Parkanlage rund um
Armadale Castle ist sehenswert.
Armadale liegt auf
der südlichen Landzunge Sleat, von hier geht es zunächst quer über
die Insel in den Norden und das Gebiet eines anderen einflussreichen
Clans, den MacLeods, deren Stammsitz Dunvegan Castle ist.
Skye ist die größte Insel der Inneren Hebriden.
Ca. 9.200 Menschen leben hier hauptsächlich vom Tourismus, der
Landwirtschaft, Fischerei und der Herstellung eines hervorragenden
Whiskys.
www.skye.co.uk/
Armadale Castle – Sitz des MacDonald Clans
Die Hebriden und die Lords of the Isles
Die Hebriden sind ein Archipel vor der
Nordwestküste Schottlands. Die mehr als 500 großen und kleinen
Inseln teilen sich in die Inneren Hebriden und die Äußeren Hebriden,
die Western Isles. Bewohnt sind nur die großen Inseln. Geschichtlich
waren die Inseln nicht immer mit den schottischen Highlands
verbunden. Bis 572 gehörten sie zu Irland, später, wie auch Orkney
zu Norwegen. Die skandinavische Herrschaft endete für die Hebriden
im 13. Jahrhundert mit dem Frieden von Perth (1266).
Bis ins 15. Jahrhundert waren die Inseln das
Herrschaftsgebiet der Lords of the Isles, die norwegische Wurzel
hatten und aufgrund ihrer Macht und ihrer Schiffe faktisch
weitgehend unabhängig von Norwegen und später Schottland waren. Aus
diesen Dynastien ging der mächtige Clan MacDonald hervor, der den
Titel Lord of the Isles führte und das Reich erweiterte, bis er nach
vielen Kämpfen und Intrigen den MacDonalds vom schottischen König
James IV. aberkannt wurde. Seither ist es ein nomineller Titel, den
der älteste Sohn des schottischen und später britischen Herrschers
trug. Heute ist Prince Charles der Lord of the Isles.
www.virtualhebrides.com
Durch menschenleere Hochmoore und
Heidelandschaften geht es zunächst zur Ostküste der Insel nach
Broadford bis zur Straßenkreuzung an der Sligachan Bridge, wo die
Straße in den Nordwesten nach Dunvegan abzweigt. Sligachan Bridge
ist sicherlich eine der meist fotografierten Brücken, eine
malerische Dreibogenbrücke, die 1820 entstanden ist und längst nicht
mehr befahrbar ist. Mit dem mächtigen Bergmassiv des Black Cuillin
als Hintergrund ist die Brücke das Fotomotiv auf Skye.
Es geht weiter nach Norden, kurz vor dem kleinen
Ort Struan ist ein Aussichtspunkt mit einem wunderbaren Blick über
Gesto Bay und Loch Harbost hinüber zu den finsteren und abweisenden
Cuillin Hills, dann führt die Straße die zerklüftete Küste entlang zum
Loch Dunvegan.
Am Ufer von Loch Dunvegan liegt
abgelegen der kleine Campingplatz Kinloch Campsite bei Millburn
liegt. Die Wahl des richtigen Platzes zum Aufstellen des Zeltes ist
entscheidend und eine schwierige Abwägung: Exponiert im Wind kann
der schottische Sturm kräftig rütteln, geschützt in einer Mulde wird
man Opfer der Mücken. Denn die Isle of Skye ist ‚home of the midges‘.
www.kinloch-campsite.co.uk
|
|
|
|
|
zur Ansicht auf die kleinen Fotos klicken |
Die Plage der Highlands: Midges
Nicht schwertschwingende Highlander sind die Gefahr und Geisel
der Highlands, nein, klitzekleine Mücken können den Urlaub zur Hölle
machen. Zwei Millimeter klein, kaum sichtbar, aber deutlich spürbar,
kommen sie vor allem gegen Abend, wenn es windstill und dämmrig wird,
hervor. Ihr Lebensraum sind feuchte Wiesen – und schottische Wiesen
sind immer feucht. Gefährlich sind nur die Weibchen, die nicht
stechen, sondern beißen, weil sie das Eiweiß aus dem Blut für die
Fortpflanzung brauchen.
Die Midges lieben hohe Luftfeuchtigkeit, Temperaturen über 10
°C, Dämmerlicht und wenig Wind. Und sie sind echte Highlander: Von
den üblichen Schutzsprays lassen sie sich kaum abschrecken.
Geheimtipp gegen die Biester ist ein Kosmetikprodukt, Avon Skin So
Soft Oil, sie landen, beißen aber angeblich nicht – oder wenigstens
nicht so oft. Aber das Zeug hält nicht nur Mücken, sondern auch
Menschen fern, der Duft ist gewöhnungsbedürftig.
Also hilft nur
eins: Bei Windstille und Dämmerung Zelt und Türen verschließen und
auf die nächste Brise hoffen, die in Schottland meist nicht lange auf sich
warten lässt. Es gibt sogar eine Website mit einer aktuellen
Mückenvorhersage:
midgeforecast.co.uk/home
Das berühmteste Produkt der Insel: Whisky
Wirtschaftlich hatten die Inseln im Westen wenig zu bieten. Auf
kleinen Höfen wurde eine ärmliche Landwirtschaft betrieben. Im 18.
Jahrhundert gab es kurzeitig eine Boom durch die Herstellung von ‚kelp‘.
Aus der Verbrennung von Seetang wurde eine calzium- und jod- und
alkalireiche Asche gewonnen, die für die Seifen- und Glasherstellung
gebraucht wurde. 1830 war der Boom wieder vorbei, andere, günstigere
Rohstoffe lösten das aufwändig hergestellte Naturprodukt ab.
Es kam
zum wirtschaftlichen Niedergang, unzählige Familien verließen die
Insel, wanderten aus. Hinzu kamen die Highland Clearances, bei der
die kleinen Crofter von den Landbesitzern verjagt wurden, um auf dem
Land Schafe weiden zu lassen. Das war ertragreicher als die
Verpachtung an die Crofter. Rund 30.000 Einwohner verließen zwischen
1840 und 1883 die Insel, viele in Richtung Amerika, Kanada oder
Australien.
Ein Wirtschaftszweig, der in dieser Zeit entstand, boomt bis heute:
Die Whiskybrennerei. Unzählige Brennereien gibt es in Schottland.
Auf der Isle of Skye ist es nur eine einzige – aber diese stellt
einen der besten Whiskys der Welt her: Talisker.
|
|
|
|
|
zur Ansicht auf die kleinen Fotos klicken |
Talisker Distillery - Highland Clearances und Whisky
1825 übernimmt Hugh MacAskill Talisker
Estate, das Land rund um Talisker House westlich von Carbost. Er
steigert den Gewinn des Anwesens zunächst auf die damals übliche
Art: Die alteingesessenen Pächter (Crofter) werden von ihrem Land
vertrieben, damit dort die ertragreicheren Schafe weiden können (Highland
Clearences).
1830 pachtet er schließlich ein Fläche Land
bei Carbost am Loch Harbost und baut die Talisker Distillery. Obwohl
er damit zumindest einige neue Arbeitsmöglichkeiten für ehemalige
Crofter schafft, stößt er auf scharfe Ablehnung der Kirche. Die
Distillery sei einer der schlimmsten Flüche, die über den Ort kommen
könnten, wettert der Gemeindepfarrer, von dem nicht bekannt ist,
dass er die Vertreibung der Crofter ähnlich harsch kommentiert hat.
Die Distillery brennt
1960 brennt die damals kohlebeheizte
Distillery durch die Entzündung überlaufenden Alkohols ab. Sie wird
wieder aufgebaut, die Brennblasen in ihrer originalen Form
rekonstruiert.
Heute gehört Talisker zu Diageo, einem der
weltweit größten Spirituosenhersteller. Der 10jährige Talisker ist
einer der Classic Malts und damit einer der meistverkauften Single
Malt Whiskys. Die Brennerei produziert ca. 3,5 Mio. Liter Alkohol im
Jahr.
Made by the Sea
Talisker wirbt mit der rauen See des
Atlantiks als besonderem Merkmal des Whiskys. Aber die Brennerei
liegt nicht direkt an der Westküste, wo sie Sturm und Wellen
ausgesetzt ist, sondern geschützt am Ufer des Meeresarms Loch
Harbost. Zudem wird nur ein kleiner Teil des hergestellten Whiskys
in den Warehouses bei der Brennerei gelagert, der Rest wird mit
Tankwagen zum Festland gebracht und dort in Fässer gefüllt und
gelagert. Trotzdem sorgt der typische Brennereicharakter der
Distillery und das über Torfrauch getrocknete Malz (das auch nicht
auf Skye gemälzt wird, sondern in der Großmälzerei in Muir of Ord)
für den wilden Inselcharakter dieses tollen Whiskys.
www.malts.com/taliskerwhisky
Portree - Hauptstadt der Isle of Skye
Portree – der Hafen des Königs
Portree ist die Hauptstadt der Insel, eine kleine
Hafenstadt mit knapp über 2.000 Einwohnern. Geschützt in der Bucht
liegt der Hafen mit einigen Fischtrawlern. 1540 ankerte
hier King Jacob V. mit einer kleinen Flotte. Er wollte Präsenz
zeigen und sich der Treue der unberechenbaren Highland Clans
versichern (um die Treue abzusichern nahm er, wie damals üblich,
einige der Highlander als Geiseln).
|
|
|
|
|
zur Ansicht auf die kleinen Fotos klicken |
Und in diesem Hafen begegnen wir auch unserem
schönen Prinzen wieder. Auf seiner fünfmonatigen Flucht über die
Inseln und die Highlands nahm er hier Abschied von seiner
Fluchthelferin Flora MacDonald und setzte wieder zum Festland über.
Aber diese Geschichte wird später erzählt. Dort wo Bonnie Prince
Charlie 1746 Abschied nahm steht heute das Royal Hotel. Kein
beeindruckender Bau, aber nur ein paar Schritte über die
Durchgangsstraße geht der Blick von der Klippe hinunter zum Hafen
mit der pittoresk bunten Häuserzeile an der Quay Street – ein
weiteres unverzichtbares Skye-Foto.
Portree ist eine lebendige Durchgangsstadt mit
vielen jungen Touristen und Backpackern. Für die Liebhaber etwas
freakiger – aber hochwertiger und nicht gerade billiger - Kleidung
gibt in Portree den schönen Laden der Firma Skye Batiks
www.skyebatiks.com
Von Portree geht es zurück an die Westküste.
Oberhalb des Ortes Dunvegan liegt gleich neben der der Straße die
Ruine der St. Mary’s Church mit ihrem kleinen Friedhof. Auf dem
Friedhof liegen Chiefs des MacLeod Clans sowie ihre Piper, die
traditionell dem Clan MacCrimmon angehören. Gleich oberhalb des
Friedhofs fällt auf einem Hügel ein aufgestellter Stein auf. Dieser
stammt nicht aus prähistorischen Zeiten, sondern wurde
von den Bürgern Dunvegans zum Millenium aufgestellt. Duirinish Stone
wurde allerdings in Handarbeit aufgerichtet, in sein Fundament wurde
eine Zeitkapsel eingelassen, um an die Jahrtausendwende zu erinnern.
Von hier oben hat man einen wunderbaren Blick über
Loch Dunvegan hinüber zu den beiden Tafelbergen Mac Leod‘s Tables.
|
|
|
|
|
zur Ansicht auf die kleinen Fotos klicken |
MacLeod‘s Tabels - Der prahlerische Chief der MacLeods
Als Alasdair Crotach MacLeod (1450 – 1547) am
Hof von König James IV in Edingburgh zu Gast war, war er von dessen
prächtigem Festsaal mit der großen Tafel, den hellen Kerzen und der
hohen Decke sehr beeindruckt. Als stolzer Highlander musste er dem
natürlich etwas entgegensetzen und prahlte mit seiner viel
größeren Tafel, den höheren Decken und den prächtigeren Leuchtern.
Diese Prahlerei wollte der König nicht hinnehmen und kündigte seinen Besuch an, um den großartigen
Festsaal der MacLeods zu sehen. Nun hatte der achte Chief der
MacLeods ein Problem, das er als guter Highlander natürlich lösen
konnte.
Und so wurde der König auf den flachen Gipfel
eines Berges gegenüber Dunvegan Castle geführt, wo unter dem Schein
der Fackeln der Clansmen das Mahl unter der hohen Decke des
Sternenhimmels serviert wurde.
Der müde Heilige
Eine andere Legende berichtet, vom Besuch des
Heiligen Columba auf Skye, dem der ansässige Herrscher jedoch die
Gastfreundschaft verweigerte. Während der Predigt des Heiligen
verfinsterte sich der Himmel zu einem schrecklichen Unwetter – und
als die Gläubigen nach der Predigt die Kirche verließen, hatten die
beiden Berge ihre Gipfel verloren und die flachen Ebenen bildeten
Bett und Tisch für den Heiligen.
Die Gletscher der Eiszeit
In der geologischen Realität waren es die
Gletscher der Eiszeit, die wie die anderen beindruckenden Berge der
Highlands, auch diese Gipfel in ihre Form hobelten. So entstanden
die beiden flachen Berggipfel, die die Halbinsel Duirinish prägen.
|