4. Etappe, Teil 2
Auf dem Heimweg: Ein letztes Mal der Prinz, kein Monster und eine Lieblingsdestillerie
Aus den Northwest Highlands zurück in den Süden nach Pitlochry in Perthshire. Durch
Ullapool hindurch und entlang Loch Broom über die A 835 hinein in
die Berge und entlang der Täler und Seen hinüber Richtung Inverness
und A 9, dem Highway to the Highlands.
Loch Droma
Da die nur zeitweise zweispurige A 9 kein
Vergnügen ist, lohnt ein Umweg durch das Great Glen entlang Loch
Ness. Von der A 835 geht es auf eine kleine Nebenstraße nach Muir of
Ord. Hier ist die große Glen Ord Distillery, die aber für Single
Malt Fans kaum eine Rolle spielt, da sie hauptsächlich für den
asiatischen Markt produziert. Zur Distillery gehört eine
Großmälzerei, die für viele Whiskys das Malz produziert. So finden
sich rings um Muir of Ord auch viele Getreidefelder. Über kleine
kurvenreiche Sträßchen geht es hinunter in das Great Glen und zum
legendären Loch Ness.
Auch wenn Loch Ness sicherlich der berühmteste der
schottischen Seen ist, der schönste ist er sicherlich nicht.
Langgezogen füllt er das Great Glen zwischen Inverness und Fort
Augustus. Urquhart Castle ragt auf einer Felsnase in den See hinein
– als touristischer Höhepunkt gut abgesichert und nur gegen hohen
Eintritt durch ein Besucherzentrum zu erreichen. Eng am felsigen
Ufer führt die Straße nach Fort Augustus am unteren Ende des Sees.
Hier sind wir wieder am Caledonian Canal, der vom Beauly Firth durch
das Great Glen zum Loch Linnhe verlaufend die Nordsee quer durch
Schottland mit dem Atlantic verbindet. Und wahrscheinlich ist das
Monster auch längst im Atlantic verschwunden ...
Caledonian Canal - Verbindung zwischen Nordsee und Irischer See
Der Caledonian Canal ist die Verbindung quer
durch Schottland zwischen Nordsee und Irischer See. Der Canal nutzt
dabei die natürlichen Seen im Great Glen, einer Erdspalte, die sich
quer durch Schottland zieht. Vom Beauly Firth bei Inverness geht
es durch Loch Dochfour, Loch Ness, Loch Oich und Loch Lochy über
Neptune‘s Staircase bei Fort William ins Loch Linnhe und die Irische
See. So musste nur ein Drittel des Kanals künstlich angelegt werden.
Zur Überwindung der Höhenunterschiede gibt es 29 Schleusen, oftmals
mehrere hintereinander (in Fort Augustus sind es fünf, Neptune‘s
Staircase acht).
Gebaut wurde der Kanal von Thomas Telford
zwischen 1804 und 1822, von 1843 bis 1847 wurde er erneuert und
vertieft. Ein wirklicher wirtschaftlicher Erfolg war der Kanal
niemals – wurde aber wegen der spektakulären Szenerie der Highlands
immer touristisch genutzt.
www.scottishcanals.co.uk/our-canals/caledonian-canal
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Bei Spean Bridge geht es dann hinaus aus dem Great
Glen in das Glen Spean und vorbei an Loch Laggan, einem Stausee, der
Elektrizität für die Aluminiumhütte in Fort William produzierte nach
Dalwhinnie, wo die Straße auf die vielbefahrene A 9 mündet. Nach
einigen Kilometern erfolgt der Abzweig hinüber nach Blair Atholl,
einem kleinen, idyllischen Ort in den Grampian Mountains am Rand des
Cairngorm Nationalparks. Blair Atholl mit dem Schloss Blair Castle
ist der Stammsitz des Clans Murray of Atholl. Und hier begegnen wir
zum letzten Mal auf dieser Reise Bonnie Prince Charlie.
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Blair Castle, der Murray Clan und Bonnie Prince Charlie
Auch wenn der Duke of Atholl zu den Gegnern des
Jacobite Rising of 1745 gehört, ist sein Bruder Lord George Murray
einer der führenden Generale in der Armee von Charles Edward Stuart.
Im September 1745 macht Bonnie Prince Charlie auf dem Weg nach
Süden Station auf Blair Castle, der Duke weilt derweil außerhalb.
Zu dieser Zeit läuft es noch gut für die Jacobites.
Im Februar 1746
besetzt die Truppe der Jacobites Blair Castle erneut für ein paar
Tage, zieht dann aber weiter. Da läuft es schon nicht mehr gut, die
Truppen sind dezimiert und schlecht versorgt. Die Truppen des
britischen Königs nutzen die Gelegenheit und besetzen Blair
Castle.
Am 17. März beginnt Lord George Murray mit der Belagerung
von Blair Castle. Die Belagerung dauert bis zum 1. April, dann
muss Murray abziehen, um mit den restlichen Truppen von Bonnie
Prince Charlie bei Inverness zusammenzutreffen. Charles Edward
Stuart hat niemals volles Vertrauen zu Murray, hält ihn zeitweise
für einen Verräter. So vertraut er auch nicht dessen taktischen
Ratschlägen, auch nicht, als es um die Aufstellung der Truppen für die
Schlacht von Culloden geht. Es wird die letzte Schlacht der Jacobites,
am 16. April werden sie vernichtend geschlagen, 2.000 Rebellen
auf dem Schlachtfeld getötet, während die Regierungstruppen
von Lord Cumberland nur geringe Verluste hinnehmen müssen.
Murray zieht sich mit verbliebenen Truppenteilen zurück, um den
weiteren Widerstand zu organisieren, aber Bonnie Prince Charlie ist
geschlagen und gibt auf. Er entlässt den General, der ihm daraufhin
Misstrauen und Missmanagement vorwirft und für das Misslingen des Jacobite Rising verantwortlich macht. Aber da
ist Charlie längst
auf seiner wilden Flucht durch die Highlands and Island. Im Dezember
1746 gelingt Lord George Murray die Flucht auf den Kontinent, er
wird von Charles Vater in Rom in allen Ehren empfangen. Charles
selbst verweigert ihm später ein Treffen. 1760 stirbt Murray
66jährig in Holland, wo er auch begraben liegt.
www.atholl-estates.co.uk
Zu den Atholl Estates des Murray Clans gehört auch
der Blair Castle Caravan Park auf einer Wiese direkt neben dem
Schlosspark. Es ist ein sehr ordentlicher Park mit viel Platz.
www.blaircastlecaravanpark.co.uk
Blair Castle
1844 war Queen Victoria auf Blair Castle. Die
Queen liebte die Highlands, nach ihrem Besuch 1866 soll der
spektakuläre Aussichtspunkt auf den nahen Loch Tummel nach ihr ‚Queen‘s
View‘ benannt worden sein. Andere Quellen behaupten, dies sei schon
550 Jahre zuvor zu Ehren von Queen Isabella, der Frau von Robert the
Bruce erfolgt. Nach wem auch immer – es ist einer der schönsten
Aussichtspunkte, wenn gegen Abend die Sonne auf den leichten Wellen
des im Tal liegenden Loch Tummel glitzert. Der See ist größer als zu
Zeiten der Queen, 1950 wurde er durch einen Damm am Ostende um ca.
4,5 Meter aufgestaut, um die Wasserkraft zur Stromerzeugung zu
nutzen.
Queen's View, Loch Tummel
Oberhalb von Pitlochry, dem von vielen Touristen
belebten Zentrum der Region, liegt die kleine und sehr schöne Edradour Distillery. Die Führungen sind nicht mehr kostenlos, wie
vor einigen Jahren – trotzdem ist die Distillery einen Besuch wert.
Auch wenn sie sicherlich nicht Scotland’s smallest Distillery - wie
sie Werbung suggeriert – ist, ist sie sicherlich eine der schönsten.
Edradour gehört zu keinem der großen Spirituosenkonzerne, sondern
dem unabhängigen Abfüller Signatory Vintage.
www.edradour.com
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Von Pitlochry sind es ca. 300 km zurück nach
Newcastle. Dort wartet die Fähre. Zum Glück bleibt die Grenze auf dem
Weg dorthin eine virtuelle und natürlich eine emotionale für alle
Schottlandfans. Ob dies so bleibt? Die Scottish National Party (SNP)
hat die letzten Wahlen haushoch gewonnen und betreibt mit ihrem
Nationalismus weiterhin eine Spaltung der Gesellschaft und wird den
Kampf um die Unabhängigkeit Schottlands fortsetzen. Ein
Nationalismus, der Schottland nicht unbedingt sympathischer macht.
Und auch wenn der schöne Prinz Charles Edward Stuart verehrt und
gefeiert wird – er ist ein gescheiterter Rebell, der die Highlands
ins Unglück gestürzt hat.
Ausfahrt Newcastle upon Tyne
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