Seegras

Haben Sie schon mal bei Ebbe in einer Seegraswiese gestanden? Sie sieht anders aus als andere Wiesen: Keine bunten Blüten, keine summenden Insekten, nicht einmal Grashalme recken sich in die Höhe. Und eigentlich ist das Seegras auch kein Gras. Trotzdem ist der Name sehr passend, denn wenn die Flut zurückkehrt, ersteht eine sonnendurchflutete Unterwasserwelt, die den Wiesen an Land in nichts nachsteht. Fische anstelle von Schmetterlingen huschen umher, das Seegras wogt mit den Wellen statt im Wind, und am Boden und auf den Blättern krabbeln kleine Krebse statt Ameisen umher.

Die Seegraswiesen gehören im Wattenmeer und auch weltweit zu den stark bedrohten Lebensräumen. In Ufernähe fallen sie Eindeichungen und anderen Baumaßnahmen zum Opfer; im tieferen Wasser werden sie durch Schleppnetze zerstört oder sterben an Lichtmangel durch trübes Wasser oder wuchernde Algen. In Nordfriesland finden sich heute die größten Seegraswiesen im Wattenmeer.

Wo ist es zu finden?
Das Grosse Seegras kommt auf strömungsgeschützten Mischwattflächen vor, die 20-80 cm unter der Flutlinie liegen. Häufig wächst es in Mischbeständen mit dem Kleinen Seegras, das besonders im flachsten Wasser gedeiht. In früheren Jahrhunderten gab es auch im ständig überfluteten Bereich Seegraswiesen, die als Laichplatz großer Heringsschwärme wichtig waren. Diese bis zu einem Meter lange Unterwasserform des Grossen Seegrases ist in den 1930er Jahren durch eine aus Nordamerika eingeschleppte Pilzinfektion vernichtet worden.

Großes und Kleines Seegras blühen ab Juli und sind jetzt im September zur Samenreife besonders kräftig entwickelt. Man unterscheidet die Arten an der Breite und Färbung der Blätter: Das Grosse Seegras ist hellgrün mit 3 mm breiten Blättern, die kleine Art ist dunkelgrün und nur 1 mm breit.

Hätten Sie gedacht, dass...

  • das Meerwasser die Bestäubung der Seegrasblüten besorgt?
  • die Blüten der Seegräser wie eine Grasähre aussehen und in einer Blattscheide verborgen sind?
  • Seegräser trotz ihrer äußerlichen Ähnlichkeit überhaupt nicht mit den Gräsern verwandt sind? Die schmale Blattform und die unscheinbaren Blüten sind eine Anpassung an den Seegang.
  • angespültes Seegras früher als Füllmaterial für Matratzen oder als Dünger verwendet wurde?
  • in der Ostsee die langblättrigen Seegraswiesen noch bis in 10 m Wassertiefe vorkommen?
  • die Seegraswiesen im Wattenmeer eine wichtige Nahrungsgrundlage für die aus Sibirien zurückkehrenden Ringelgänse und Pfeifenten sind?
  • die weidenden Gänsevögel das Seegras oft mitsamt Wurzeln wegfressen, so dass es alljährlich aus Samen neu keimen muss?
  • die Überdüngung der Nordsee dazu führt, dass Algen die Seegrasblätter überwuchern und töten?
  • sich in Holland dort wieder erste Seegraswiesen bilden, wo die Muschelfischerei verboten wurde?
Quelle: Schutzstation Wattenmeer

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siehe Tiere & Pflanzen des Monats auf der
WebSite der Schutzstation Wattenmeer

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© by Klaus Bölling