Akzente für Homberg

Überlegungen zum Stadtentwicklungskonzept der GhK

Ansätze für ein Stadtentwicklungskonzept

Bündnis 90 /DIE GRÜNEN begrüßen das im Rahmen einer Projektarbeit entstandene Stadtentwicklungskonzept als wichtigen Beitrag in der derzeitigen Debatte um die zukünftige Entwicklung der Stadt Homberg (Efze). Das Konzept enthält etliche Ansätze, die in die weiterführende Diskussion einbezogen werden sollten und einen Platz in einem künftigen Stadtmarketingkonzept unserer Stadt finden müssen. 
Im folgenden möchte ich versuchen, einige dieser Ideen aufzugreifen und sie im Rahmen der bisherigen Überlegungen von Bündnis 90 /DIE GRÜNEN zur Stadtentwicklung einzuordnen.

Defizite und Imageprobleme

Ausgangspunkt der Projektarbeit und der politischen Überlegungen zur Stadtentwicklung sind feststellbare und in der Projektarbeit dokumentierte Defizite in der Stadt ebenso wie ein Imageproblem der Stadt Homberg (Efze), welches oftmals positive Ansätze verdeckt und zu einer resignativen Grundstimmung in Homberg beiträgt. Zwei Faktoren wirkten als Katalysator der beginnenden Debatte um Stadtentwicklung und Stadtmarketing, die neben der Etablierung des Runden Tisches auch zur Studienarbeit der GhK führten: 
· die negative Entwicklung des Standorts Innenstadt mit vielen leerstehenden Ladenflächen 
· der Bau von Einkaufszentren an der Peripherie (insbesondere das umstrittene Efze-Center)
Ausgehend von diesen Faktoren hat sich in Homberg eine Debatte entwickelt, die als Chance für die Zukunft der Stadt aufgegriffen und gepflegt werden muss. 

Chancen entwickeln

Die engagierte Teilnahme vieler BürgerInnen an der ersten Bürgerversammlung in der Stadthalle hat verdeutlicht, dass in der Stadt ein kreatives Entwicklungspotential vorhanden ist, das genutzt werden muss. Kritisch ist hierbei aus Sicht von Bündnis 90 / DIE GRÜNEN anzumerken, dass zwischen dieser ersten Bürgerversammlung und ihrer geplanten Fortsetzung ein zu langer Zeitraum liegt, der ein Anknüpfen an die Ergebnisse erschwert. Die Debatte hätte wesentlich zeitnäher fortgesetzt werden müssen. Ebenfalls kritisiert wird, dass das GhK-Konzept bisher nicht öffentlich gemacht wurde und über den politischen Kreis hinaus erst viel zu spät und unzureichend verteilt wurde. Dies erschwert die Diskussion in einer für die Entwicklung der Stadt notwendigen breiten Öffentlichkeit.
Die Aufbruchstimmung in der Stadt birgt Chancen und Risiken. Hauptrisiko ist insbesondere die Frustration der engagierten BürgerInnen durch zu lange Zeitabstände, die zu einem Erlahmen des Engagements führen können. Veränderungen und aufgegriffene Ideen aus dem Diskussionsprozess müssen im Stadtleben nachvollziehbar werden, um den BürgerInnen das Gefühl einer abgehobenen politischen Debatte am Runden Tisch zu nehmen, die weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet.

Potentiale entdecken

Die Auseinandersetzung mit dem Stadtentwicklungskonzept der GhK kann zur Entdeckung neuer Potentiale der Stadt führen, die über das in der Projektarbeit aufgezeigte hinausgehen können. Die Projektarbeit zeigt einige dieser Potentiale auf, weist auf Defizite hin und bietet die Chance, Fehlentwicklungen zu erkennen. Viele der in der Projektarbeit aufgegriffenen Thesen decken sich dabei mit Konzepten und politischen Ansätzen, die von Bündnis 90 / DIE GRÜNEN in die Stadtentwicklungsdebatte eingebracht wurden.
Für uns ergeben sich aus der Projektarbeit folgende Schwerpunkte, die Berücksichtigung in der weiteren Arbeit finden müssen:

  • Entwicklung der Siedlungsstruktur in Homberg und den Stadtteilen
  • Verkehrskonzeption (Durchgangsverkehr, innerstädtische Verkehrslenkung, Parkraum(bewirtschaftung)
  • Arbeitsmarkt in Homberg
  • innerstädtischer Handel - Handelszentren an der Peripherie
  • touristische Konzeption

Diesen Punkten übergeordnet werden kann das Imageproblem der Stadt, das auch in der Studie erwähnt wird. Die Ausarbeitung eines schlüssigen Stadtimages ist Voraussetzung für positive Entwicklungen in den obigen Sektoren - wird aber im Umkehrschluss auch durch Entwicklungen in diesen Sektoren beeinflusst.

Strukturierte Siedlungsentwicklung oder Zersiedlung der Landschaft

Interessant und folgerichtig sind die im Rahmen der Projektarbeit angesprochenen Perspektiven der Siedlungsentwicklung, die sich weitgehend mit den Ansätzen unserer Vorstellungen decken. Die bisherigen Entwicklungen der Siedlungsstruktur in der Gesamtgemeinde mit teilweise großflächigen Baugebieten an den Rändern der Ortsteile aber auch der Kernstadt führen zu einer Zersiedlung der Landschaft und damit einhergehend zur Zerstörung landschaftlicher Ressourcen, die bisher das Bild des ländlichen Raums prägen und eine Qualität darstellen, die bei der Positionierung der Region gerade in Konkurrenz zu den Zentren von hohem Wert sind und nicht auf Spiel gesetzt werden dürfen. Ansätze einer in der Studie geforderten nachhaltigen Siedlungsentwicklung sind bisher in Homberg kaum umgesetzt worden.
Bündnis 90 / DIE GRÜNEN unterstützen die Forderung nach verdichteter Siedlungsbebauung und der Schließung von Baulücken insbesondere im Bereich der Stadt selbst. Weitere Baugebiete am Rand der Stadtteile sollten weitgehend vermieden werden, insbesondere unter Berücksichtigung der Tatsache, das in den Orten selbst Gebäude zunehmend ungenutzt bleiben und sich das Bild der Dörfer ungünstig entwickelt.
Ernstgenommen werden müssen auch die Hinweise auf die soziale Entflechtung in den Siedlungsgebieten der Stadt selbst. Die zunehmend fehlende soziale Mischung zwischen verschiedenen Schichten führt zu wachsenden Problemen. Die Problematik dieser Fehlentwicklung ist im Siedlungsgebiet am Bahnhof aber auch in der Innenstadt bereits nachvollziehbar. Es entstehen soziale Brennpunkte, die die weitere Entwicklung der gesamten Stadt negativ beeinflussen können.
Hingewiesen wird in der Arbeit zurecht auch auf die Problematik der Trennung zwischen Wohnen und dem eigentlichen Stadtleben (Handel, Kultur, Freizeit, Arbeit). auch hier findet eine Entmischung statt, die eine lebendige Stadtentwicklung erschwert.
Je weiter die Stadt und die Stadtteile an den Rändern zerfasern und sich soziale und Lebensbereiche entmischen, umso schwieriger wird die Entwicklung eines zusammenhängenden Stadtlebens. ‚Stadt' wird zu einem allenfalls rückblickend erkennbaren Wert ohne aktuelle Resonanz im Leben der meisten BürgerInnen mit dem Resultat der wachsenden Entfremdung zwischen den BürgerInnen und ‚ihrer Stadt'. Diese relativ weit fortgeschrittene Entwicklung ist sicherlich nicht unwesentlich Ursache für einige negative Tendenzen in Homberg.

Verkehrslenkung

Ziel der künftigen Verkehrslenkung darf sicherlich nicht die in der Arbeit angesprochene Verlagerung des Verkehrs aus dem Altstadtbereich in den Wohnbereich sein - allerdings deuten sich hier mit der in realistische Nähe gerückten Verwirklichung der Nordumgehung für die Stadt positive Entwicklungen an. Die Risiken der Umgehung, auf die die Autoren der Projektarbeit zu Recht hinweisen, müssen durch Entwicklung und Umsetzung eines Stadtmarketingskonzepts in positive Effekte gewandelt werden. Das Fehlen des Durchgangsverkehrs muss zur Belebung und nicht zur endgültigen Verödung der Innenstadt führen. Dies kann nur durch eine geschickte Lenkung der innerstädtischen Verkehrs und durch eine engmaschigere Vernetzung mit dem ÖPNV gelingen. Hier ist den Ansätzen der Studie zuzustimmen.
Interessant sind die Hinweise auf die Parkraumsituation der Innenstadt, die eine deutliche Diskrepanz zwischen der öffentlichen Meinung und der tatsächlichen Lage offenbaren. Während die Autoren bei ihrer Befragung von Konsumenten und Händlern der Stadt immer wieder auf fehlenden Parkraum hingewiesen werden, erscheint ihnen andererseits der in der Stadt vorhandene Parkraum ausreichend oder gar überdimensioniert. Erklärungen für diese Diskrepanz lassen sich allerdings auch aus der Studie erkennen: der vorhandene Raum insbesondere in der Parkhäusern ist unattraktiv und planerisch schlecht platziert und ausgeführt. Zudem werden viele der attraktiven Parkflächen insbesondere im Marktplatzbereich durch die über fehlenden Parkraum schimpfenden Geschäftsinhaber selbst für die Kunden blockiert. 
Lösungen sind aus der Projektarbeit nur in Ansätzen erkennbar. Ein außerhalb der Stadt gelegener und durch Pendelbusverkehr mit der Stadt verbundener Großparkplatz erscheint als nicht unbedingt auf Akzeptanz stoßende Lösung. Vermehrt in die Überlegungen einbezogen werden sollten nach unserer Ansicht Lösungen, die Parkraum in unmittelbarer Anbindung an die Altstadt schaffen. Hier könnten z.B. im Bereich der Kreisverwaltung durch Parkdecks Möglichkeiten geschaffen werden, die durch geschickte Lenkung der Fußgänger durch die Gassen der Altstadt sowohl attraktive als auch kurze Wege in die Stadt öffnen.

Arbeit und Ausbildung

Im Bereich Ausbildung und Arbeit offenbart sich ein schwerwiegendes strukturelles Defizit der Stadt, für das nicht nur die hohen Arbeitslosenzahlen ein Beleg sind. Insbesondere im Bereich der qualifizierten Arbeitsplätze ist durch den Weggang von Viessmann eine Lücke entstanden, die durch die angesiedelten Unternehmen speziell im Logistikbereich oder auch bei der Fa. Circle weder in der Zahl noch in der Qualifikation aufgewogen werden können. Trotz vorhandener Schulen fast aller Schultypen fehlt es an Ausbildungs- und Qualifikationsmöglichkeiten nach der Schule, was zur Abwanderung qualifizierter junger Menschen führt und damit negative Auswirkungen auf die Entwicklung der Stadt hat.
Die allgemeine Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt zeigt einen Abbau von Arbeitsplätzen im produzierenden Sektor und ein Anwachsen des Dienstleistungssektors. Hier konnten in Homberg bisher nur unzureichend Potentiale entwickelt werden. Insbesondere die Schaffung von spezialisierten und qualifizierten Ausbildungsplätzen könnte zu positiven Tendenzen in Homberg führen, dies verdeutlicht auch die Projektarbeit zutreffend. Es sollte vermehrt versucht werden, hier die Nähe zur GhK als Chance zu begreifen.
Die Schaffung von qualifizierten Ausbildungs- und Arbeitsplätzen wird mitentscheidend für das künftige Niveau der Stadt und ihre Struktur sein. Die Abwanderung junger, qualifizierter Menschen muss gestoppt werden, die Studie weist auf die Gefahr der Überalterung durch die Abwanderung der Schulabgänger hin.

Gewerbe und Handel

Die Projektarbeit macht deutlich, dass bei der Vermarktung und Entwicklung des Gewerbegebiets Defizite bestehen. Hier ist insbesondere die Entwicklung der Flächensituation zu erwähnen. Auf der einen Seite sind die in städtischem Eigentum befindlichen Flächen fast vollständig vergeben, auf der anderen Seite sind im Bereich des Gebietes noch viele in Privatbesitz befindliche Grundstücke, die teilweise nicht zur Nutzung bereitstehen. Dies macht eine Vermarktung und eine geschlossene innere Struktur des Gewerbegebiets schwierig. Die Projektarbeit weist auf die Notwendigkeit der inneren Erschließung und infrastrukturellen Vernetzung des Gewerbegebiets hin, eine bessere Ausnutzung der Flächen wird angemahnt.
Schlüssig sind auch die Hinweise auf den Zusammenhang zwischen einer erfolgreichen Vermarktung von Gewerbeflächen und Industrieansiedlung mit Maßnahmen des Stadtmarketings und der Imageentwicklung. Mit der Schaffung des Stadtlogos ist hier ein Schritt in die richtige Richtung erfolgt, insgesamt jedoch muss die Entwicklung eines positiven Stadtimages forciert werden, da sie nicht nur Auswirkungen auf die Gewerbeansiedlung hat.
Bei der Entwicklung des Industriegebiets wurde kaum Wert auf die landschaftsplanerische Gestaltung des Gebiets gelegt, Grundstücksvergabe und Nutzung orientierten sich weitgehend an den jeweils aktuellen Bedürfnissen und waren nicht in einen übergeordneten Plan von der Ordnung und Gestaltung des Gewerbegebiets eingebunden. Daher fällt es schwer, bei der derzeitigen Situation des Gewerbegebiets von einem Gewerbepark zu sprechen. Hier offenbaren sich planerische Defizite, die Auswirkungen auf das gesamte Stadtbild - aber auch auf die Attraktivität des Gewerbegebiets - haben. Die Hinweise der Projektarbeit könnten für die Zukunft wichtige Anregungen geben, interessant ist hier insbesondere die Idee eines LandArt-Konzepts.
Beim Thema Einzelhandel ergibt sich aus der Studie erneut die Diskrepanz zwischen dem eher schlechten Image Hombergs als Einkaufsstadt und der realen Situation. Die Studie belegt, dass Hombergs Innenstadt über ein tiefes Warensortiment verfügt. Was fehlt ist die Einkaufsattraktivität und ein positives Image der Einkaufsstadt Homberg.
Die in der Studie angesprochene Entwicklung von Einkaufsschwerpunkten am Stadtrand wird nur dann die notwendige ergänzende Wirkung zum Angebot der Innenstadt entfalten, wenn es gelingt, die Attraktivität der Innenstadt zu steigern und die Vernetzung zu den peripheren Einkaufszentren zu verbessern. In der Innenstadt müssen Angebote geschaffen werden, die in die Region hinein wirken und Menschen nach Homberg ziehen. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Idee eines ökologisch ausgerichteten Schwerpunkts, die gerade im Zusammenhang mit den Bereichen Arbeit und Tourismus ein Aspekt bei der Suche nach einem positiven Stadtimage sein kann.

Ökostadt - Suche nach dem Stadtimage

An vielen Stellen weist die Arbeit der GhK nachdrücklich auf die Notwendigkeit der Entwicklung eines schlüssigen Stadtimages hin. Dies dient zur Orientierung bei der künftigen Entwicklung der Stadt sowohl nach innen (Mobilisierung der BürgerInnen) als auch nach außen (Attraktivität in der Region, Gewerbeansiedlung, Tourismus). Dieses Stadtimage kann durch vielfältige Faktoren geprägt werden. Interessant ist der in der Arbeit an einigen Stellen aufgegriffene Aspekt ‚Ökostadt Homberg', da er Möglichkeiten enthält, vorhandene Ressourcen für die zukünftige Entwicklung zu mobilisieren.
Die Einbindung Homberg in ein relativ intakt scheinendes Landschaftsbild und die Natur des Mittelgebirges mit den landwirtschaftlich geprägten Dörfern und Landschaftselementen ist sicherlich eine der wertvollsten Ressourcen der Region. Sie machen Homberg als Wohn- und Arbeitsstadt für die eigenen BürgerInnen attraktiv, da die Lebensqualität relativ hoch ist und ziehen zum anderen Touristen in die Region. Die hier liegenden Potentiale sind momentan sicherlich nur unzureichend genutzt.
Interessant ist der Ansatz einer nachvollziehbaren Produktkette vom Erzeuger bis zur Vermarktung im Laden für Regionalprodukte. Hier kann - insbesondere bei der steigenden Skepsis gegenüber zentralisiert hergestellten Nahrungsmitteln und den damit verbundenen Risiken und Skandalen - eine Marktnische zu einem interessanten Highlight entwickelt werden und gleichzeitig eine Vernetzung zwischen Stadt und umliegender Region geschaffen werden.
Eine mögliche Imageentwicklung mit ökologischer Ausrichtung erfordert allerdings klare Entscheidungen, da sie Auswirkungen insbesondere in die Bereiche Gewerbe und Tourismus hat. Aus Sicht der GRÜNEN wäre diese Entscheidung allerdings ein wichtiger Schritt für Homberg, da hier der Zusammenhang zwischen der Tradition des ländlichen Raumes und den Erfordernissen der Zukunft gewahrt werden kann. Zunehmende Globalisierung fördert gleichzeitig die Sehnsucht nach regionaler Orientierung und Eingliederung, im zusammenwachsenden Europa entstehen gleichzeitig starke Regionen. Hier liegt eine Chance für Homberg, wenn es gelingt, innerhalb einer Region Nordhessen neben der Konkurrenz der Gemeinden zu einem gemeinsamen Konzept zu finden, nur so wird die Region eine Chance haben. Dabei müssen die regionalen Stärken eindeutig herausgearbeitet und gegen ähnliche Stärken anderer Regionen abgegrenzt werden.
Interessant wäre es, einen Zusammenhang zwischen der historischen Tradition Hombergs (mittelalterliche Fachwerkstadt, bedeutende Handelsstadt) und ökologischen Aspekten zu entwickeln - hier könnte eine neue Dimension entstehen, die Homberg von anderen ökologisch ausgerichteten Städten unterscheidbar macht. Insgesamt geht die GhK-Studie bei der Frage der Imageentwicklung zu wenig auf das historische Potential Hombergs ein. Altstadt, Kirche und Burgberg sind prägende Faktoren für die Stadt.

Touristische Konzepte

Eine derartige Richtungsentscheidung könnte auch neue Wege im Tourismus eröffnen. Tourismus ist kein Selbstzweck sondern eine dringende Notwendigkeit in einer Region und einer Stadt, die aus sich heraus nur schwer in der Lage ist, die für den Erhalt der Handelsstrukturen notwendige Kaufkraft zu entwickeln. Hier bietet Tourismus die Chance, Menschen - und damit Kaufkraft - in die Region zu locken, was die Attraktivität des Wartenangebots und damit der Innenstadt weiter steigern kann.
Die Studie macht deutlich, dass wirkungsvolle touristische Konzepte nur durch eine Zusammenarbeit der Region erfolgreich entwickelt werden können. Die derzeitige Konkurrenz zwischen den Städten und Gemeinden gefährdet die Entwicklung, da sie für die Kunden (Touristen) nicht nachvollziehbar ist. Urlaub findet immer in einer ganzen Region statt. Die Städte und Gemeinden müssen also verstärkt zusammenarbeiten und die Region gemeinsam vermarkten - gleichzeitig aber auch stadtspezifische Angebote schaffen, mit denen sie sich unterscheiden und ergänzen. Hier liegen für Homberg insbesondere unter Berücksichtigung der oben angesprochenen Punkte durchaus Potentiale.
Auch hier weist die Studie wieder auf die schon oft kritisierten Schwächen bei der Darstellung und Vermarktung vorhandener Angebot hin.

Chancen der städtischen Topografie

Oft genug wird die Topografie der am Berg gelegenen Stadt als Hemmschuh der Entwicklung (Verkehrskonzepte, Schaffung von stadtnahem Parkraum) betrachtet - die Chancen dieser besonderen Topografie werden nur selten erkannt und entwickelt. Auch in der GhK-Projektarbeit taucht dieser Aspekt eher am Rande auf - allerdings gibt es zwei interessante Ansätze in der Arbeit. 
Hier greift vor allem der Stehgreifentwurf ‚Berg und Tal' von Karen Berger die Topografie und ihre Möglichkeiten auf. 
Berg und Tal prägen eindeutig das Stadtbild und das Bild von der Stadt. Wenn es künftig gelingt, hier wieder eine Verbindung zu schaffen und sowohl den Burgberg als auch das Efzetal in den Zusammenhang einer Gesamtstadt zu stellen, wird die Topografie nicht zu einer Erschwernis der Entwicklung, sondern zu einer Chance. Aufgegriffen werden sollten dabei insbesondere die Überlegungen zum Efze-Grünzug. Die Studie macht deutlich, das gerade in diesem städtischen Bereich erhebliche Potentiale liegen. Das Efzetal kann von seiner zur Zeit trennenden Wirkung zwischen Stadt und Wohngebiet am Bahnhof mit Kasernengelände (welches im Zuge der Konversion evtl. gewandelte Bedeutung als ziviler Arbeitsplatz erhält) zu einem verbindenden Natur-, Erholungs- und Erlebnisraum entwickelt werden. 
Die Überlegungen der Arbeit, das Efzetal als verbindendes Element zwischen den an beiden Seiten liegenden Stadtgebieten aber auch im Längsverlauf hin zu den Einkaufszentren zu verstehen ist sicherlich einer der interessantesten Aspekte der Projektarbeit.

Und die Stadtteile?

Homberg ist seit der Gebietsreform nicht nur die Stadt selbst, sondern einen Flächengemeinde mit 22 umliegenden Dörfern. Dies wird in der vorliegenden Projektarbeit leider nur unzureichend dargestellt. Ein schlüssiges Stadtentwicklungskonzept muss aber gerade diesen Aspekt miteinbeziehen, da er sowohl Risiken als auch Chancen beinhaltet. 
Ein Risiko ist sicherlich die von vielen Stadtteilen befürchtete Abkopplung ihrer Entwicklung von der weiteren Entwicklung der Stadt. Andererseits wird in der Stadt die Flächengemeinde oft als kostenträchtiger Faktor, der die Entwicklung der eigentlichen Stadt behindert betrachtet.
Eine Vernetzung zwischen der Stadt und den Stadtteilen und ihre gemeinsame Entwicklung bieten für Homberg - insbesondere unter dem Aspekt Ökostadt - Chancen, die gemeinsam genutzt werden müssen. Dorfleben und Stadtleben müssen vermehrt zu eigenständigen Werten werden, die es zu entwickeln gilt. Die Gefahr für viele Dörfer besteht im rapiden Arbeitsplatzverlust im landwirtschaftlichen Sektor und dem fortgesetzten Höfesterben, was zur Verödung der Dörfer und dem Ende eines eigenständigen Dorflebens führt. Viele Dörfer haben sich zu reinen Wohnplätzen für Auspendler entwickelt, was ihre Struktur und Identität zerstört.
Ansätze zum Aufbau einer eigenen Dorfidentität und -kultur (siehe z.B. Rückersfeld mit dem Kukuksmarkt) werden entscheidend sein für die weitere Entwicklung der Gesamtgemeinde und ihr zukünftiges Erscheinungsbild.

Fazit

Insgesamt bietet die Projektarbeit eine ganze Reihe guter Ideen und Anregungen für die künftige Stadtentwicklung. Sie macht vor allem deutlich, dass viele Probleme der Stadt nicht unveränderbar in ihrer Struktur begründet sind, sondern öffnet Lösungsansätze.
In einigen Bereichen macht die Arbeit deutlich, dass vorhandene Ressourcen und Potentiale der Stadt nur unzureichend wahrgenommen und genutzt werden, dass viele Probleme der Stadt nicht allein homberg-spezifisch sind.
Immer wieder wird das fehlende positive Stadtimage angesprochen - mit erheblichen negativen Auswirkungen auf die derzeitige Lage der Stadt und vor allem auf die Stimmung innerhalb der Stadt. Es wird von entscheidender Bedeutung sein, hier eine neue Orientierung herauszuarbeiten und Homberg mit einen neuen Bild von sich selbst zu positionieren. 
Allerdings entsteht ein neues Image nicht aus sich selbst heraus - in der Stadt sind konkrete Veränderungen notwendig, zum Teil überfällig. Die GhK-Studie gibt hier Orientierungshilfen und wertvolle Diskussionsansätze.
Die Studie macht deutlich, dass für die Zukunft der Stadt eine klare Positionierung notwendig ist. Dies erfordert politische Konzepte und klare Richtungsentscheidungen. Für Bündnis 90 / DIE GRÜNEN wäre eine ökologische Ausrichtung der Stadt verbunden mit dem Bezug zur Stadtgeschichte und der Einbindung Hombergs in den Kontext des ländlichen Raums eine zukunftsweisende Entscheidung.

Klaus Bölling, März 2000

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