Unfall mit giftigen Chemikalien
Bündnis 90/DIE GRÜNEN fordern Aufklärung über Gefahrgutumschlag am Logistikstandort Homberg
Der Unfall mit giftigen Chemikalien im
Logistikunternehmen CTL sollte Anlass sein, sich umfassend mit
den Sicherheitsvorkehrungen am Logistikstandort Homberg zu
befassen, fordert die Stadtverordnetenfraktion Bündnis 90/DIE
GRÜNEN. Es ist erschreckend in welchem Ausmaß die Bevölkerung
bereits durch den Austritt von 30 Litern hoch giftiger
Flüssigkeit gefährdet wird. Was wäre passiert, wenn die
Gesamtmenge von 200 Litern ausgetreten wäre?
Der
Unfall wirft für Bündnis 90/DIE GRÜNEN die Frage auf, ob die
betroffene Firma überhaupt auf den Umgang mit diesem Gefahrgut
vorbereitet ist, ob entsprechende Sicherheitsvorkehrungen
vorhanden sind und auch eingehalten werden. Die hohe Zahl der
Verletzten und auch die Zahl der verletzten Rettungs- und
Einsatzkräfte lässt daran Zweifel aufkommen. Scheinbar gibt es
in der Firma selbst keine Möglichkeiten, beschädigte
Gefahrgutfässer so zu sichern, dass eine Verbreitung giftiger
Substanzen weitgehend verhindert werden kann.
Jetzt muss dringend geklärt werden, warum beim Umgang mit
solch giftigen Substanzen keine Vorkehrungen getroffen wurden,
die eine Freisetzung aus der Halle heraus verhindern. Die Werbeaussage
von CTL, man sei „auf die
Behandlung gefährlicher Güter im Sinne der ADR bestens
vorbereitet“ wird durch 60 Verletzte und über 200 direkt Betroffene
deutlich konterkariert wird. Die bisher bekannten Informationen
zum Unfall führen für Bündnis 90/DIE GRÜNEN zu der Frage, ob
hier nicht fahrlässig mit Gefahrgütern hantiert wird.
Vor allem aber muss künftig eine Gefährdung der Bevölkerung,
der Beschäftigten und der Rettungskräfte ausgeschlossen werden.
Die Bürger müssen dringend darüber informiert werden, in welchem
Ausmaß in den Homberger Logistikbetrieben Gefahrgüter
umgeschlagen werden und welche Maßnahmen ergriffen werden, um
weitere Unfälle zu verhindern.
Sind die Beschäftigten im Umgang mit Gefahrgut geschult?
Die Logistikbetriebe bieten keine guten Arbeitsplätze. Der
Druck ist hoch, die Waren müssen schnell umgeschlagen werden.
Gearbeitet wird vorwiegend in der Nacht, gezahlt wird schlecht.
Sind das wirklich die Arbeitsbedingungen, unter denen ein
sorgsamer Umgang mit hochgiftigen Substanzen stattfinden sollte?
Der Unfall bei CTL wirft viele Fragen auf. Auch die nach den
Arbeitsbedingungen, der Qualifikation und der Entlohnung der
Arbeitskräfte muss gestellt werden. Denn gute Arbeitsbedingungen
sind Voraussetzung für gute und sorgsame Arbeit, wie sie beim
Umgang mit Giftstoffen gewährleistet sein sollte.
Dank an Feuerwehr und Rettungskräfte
Bedanken müssen wir uns bei der Feuerwehr und den
Rettungskräften, die den Unfall professionell gemanagt haben und
die betroffenen Menschen versorgt haben. Dass eine große Zahl
der Helfer selbst verletzt wurde, zeigt wie gefährlich der
Einsatz ist und wie fahrlässig von der. Es muss jetzt genau
untersucht werde, ob die Firma CTL fahrlässig gehandelt hat und
dadurch die Rettungs- und Einsatzkräfte gefährdet wurden.
CTL verhöhnt Verletzte und
Rettungskräfte
Die dreiste Stellungnahme von CTL-Vorstand Wietzel zum Unfall
mit giftigem Phenylmercaptan ist eine Verhöhnung der Verletzten
und der Rettungskräfte, die am frühen Morgen des 16. Februar
alles getan haben, um die Auswirkungen des von CTL verursachten
Unfalls einzudämmen. Die Tatsache, dass erst fünf Tage nach dem
Unfall überhaupt eine Stellungnahme der Firma erfolgt, führt zu
weiteren Fragen bezüglich der Verantwortung der Firma CTL. Die
Art der Stellungnahme ist empörend: Kein Wort des Dankes an die
Helfer, kein Wort des Bedauerns für die Verletzten, kein Wort
der Entschuldigung an die Homberger. Stattdessen Vorwürfe an die
Feuerwehr.
Das Video des Vorfalls zeigt, wie fahrlässig versucht wurde,
den Schaden einzugrenzen. Keiner der beteiligten Arbeiter trägt
Schutzkleidung, was darauf schließen lässt, dass niemand wusste,
wie mit dem Gefahrstoff umzugehen ist. Erst nachdem die eigenen
Versuche gescheitert waren und mit dem Verbringen des Gefahrguts
vor die Halle weitere Menschen gefährdet wurden, wurde die
Feuerwehr alarmiert. Dies führt bei Bündnis 90/DIE GRÜNEN zur
Frage, wie viele Unfälle mit Gefahrgut in den Homberger
Logistikbetrieben überhaupt nicht öffentlich werden. Die
Verharmlosung des Giftstoffes als ‚Riechstoff‘ bestätigt Bündnis
90/DIE GRÜNEN in ihrem Verdacht, dass die Firma zum Umgang mit
Gefahrstoffen nicht qualifiziert ist. In der
Datensammlung gifte.de ist nachzulesen, das bereits nach
kurzer Einwirkzeit Nervenschädigungen möglich sind. Die hohe
Zahl der Verletzten bestätigt die Gefährlichkeit.
GRÜNE fordern Fachleute für Kontrollen
Die Stadtverordnetenfraktion von Bündnis 90/DIE GRÜNEN wird
versuchen, in einer Anfrage an den Magistrat die
Verantwortlichkeit für die Kontrollen der Logistikbetriebe zu
klären. Vor allem aber werden wir uns dafür einsetzen, dass dem
Ordnungsamt künftig eine entsprechend ausgebildete Person zur
Kontrolle von Gefahrgut zur Verfügung steht. Dies wird Homberg
nicht allein finanzieren können. Hier ist der Zweckverband mit
Schwalm-Eder-Mitte gefragt, denn im gemeinsamen Gewerbegebiet
Knüllwald sollen auch Logistiker angesiedelt werden. Es kann
nicht sein, dass an einem wichtigen Logistikstandort Gefahrgut
völlig unkontrolliert verladen werden kann, während in der Stadt
Plakate Bürger und Gäste darauf aufmerksam machen, dass
illegales Spucken kostenpflichtig ist.
Die Homberger Feuerwehr hat die Aufgabe, die Bürger
zu schützen. Diese Aufgabe haben die Frauen und Männer unter
Gefährdung der eigenen Gesundheit professionell erfüllt. Die
Stellungnahme des Vorstands der Firma, die für diese
Gesundheitsgefährdung und die Verletzung von ca. 60 Menschen
verantwortlich ist, ist eine Frechheit, der alle politisch
Verantwortlichen entschieden entgegentreten sollten.