Konversion: Stadtverordnete werden falsch informiert

Offene Fragen rund um Grundstücksvergabe in Dörnbergkaserne

Die Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN erhebt schwere Vorwürfe wegen der Vergabepraxis für Grundstücke im Bereich der ehemaligen Kasernen. Die Fraktion kritisiert die Grundstücksvermarktung durch die HLG (Hessische Landgesellschaft mbH) und ist der Auffassung, dass die Stadtverordneten falsch informiert wurden.

Flohmarkt und Feten statt Handwerk und Arbeitsplätzen?

Dörnberg-Kaserne, EingangsbereichAuslöser der Kritik ist der Verkauf großer Flächen und Gebäudekomplexe in der ehemaligen Dörnbergkaserne an eine Eigentümergemeinschaft, zu der auch ein Stadtverordneter der CDU gehört. Über dessen Beteiligung wurden weder das Parlament noch die zuständige Arbeitsgruppe Konversion unterrichtet.

Als die Grundstücksinteressenten sich ohne Beteiligung oder Nennung des Stadtverordneten in der Arbeitsgruppe präsentierten, wurde für die betreffenden Grundstücke ein Geschäftsmodell vorgestellt, bei dem ein handwerklicher Betrieb im Bereich Kfz/Elektro/Elektroantriebe aufgebaut werden sollte. Es war auch von der Schaffung einiger neuer Arbeitsplätze die Rede. Dies führte zu einem positiven Votum der Arbeitsgruppe an den Magistrat. Inzwischen firmiert für das Gelände im Internet eine Firma Messepark Homberg (Efze) GmbH, an der laut Impressum (www.messepark-homberg.de) auch der CDU Stadtverordnete Axel Althaus beteiligt ist. Von Motoren, Elektro und Kfz ist nicht mehr die Rede, vermarktet werden Flohmärkte und Veranstaltungen. Weder die AG Konversion noch die Stadtverordnetenversammlung wurden über dieses Vorhaben informiert.

Bereits am 25. Januar fand in einer Halle auf dem Gelände eine Abifete mit mehr als 900 Menschen statt. Für Bündnis 90/DIE GRÜNEN stellt sich die Frage, inwieweit für diese Großveranstaltung die baurechtlichen Grundlagen vorliegen und ob es überhaupt die entsprechenden rechtlichen Genehmigungen (z.B. Brandschutz) gab. Fraglich ist in diesem Zusammenhang auch die Rolle der HLG, die im Auftrag der Stadt die Grundstücksbevorratung und -vermarktung übertragen bekommen hat. Nach Information der GRÜNEN sind die Grundstücke im Grundbuch noch nicht auf den neuen Eigentümer eingetragen, eine kommerzielle Nutzung der Grundstücke ohne Beteiligung der HLG dürfte damit ausgeschlossen sein.

Erhebliche Zweifel an Grundstücksvermarktung und Preisbildung

Dörnberg-KaserneErhebliche Zweifel haben Bündnis 90/DIE GRÜNEN auch an der Grundstücksvermarktung durch die HLG. Insbesondere fragwürdig ist die Preisbildung. Große Teile der Freiflächen werden scheinbar kostenlos abgegeben, obwohl sie durch den neuen Eigentümer für Freiluftveranstaltungen, Flohmärkte etc. kommerziell genutzt werden sollen. Auch die Preisbildung für Gebäude muss hinterfragt werden. So wurden die Fraktionsvorsitzenden durch einen Vertreter der HLG darüber informiert, dass ein intaktes, derzeit vermietetes Gebäude mit Grundstück zu einem Kaufpreis von weit unter 10.000 € bewertet wurde und am Ende ohne Erhöhung des Gesamtpreises dem Grundstückspaket zugeschlagen wurde. Weiterhin scheinen in anderen Gebäuden vorhandene Werte, wie z.B. die große Heizanlage, die allein einen erheblichen Materialwert hat, nicht in die Preisbildung einzufließen.

Bündnis 90/DIE GRÜNEN haben den Ankauf der Kasernen durch die Stadt abgelehnt, da erhebliche Bedenken gegen das Vermarktungskonzept bestanden. Diese werden durch die aktuellen Vorgänge bestätigt. Es findet keine professionelle Entwicklung eines Gewerbe- und Industriegebietes statt, Grundstücke werden scheinbar willkürlich vergeben, ohne eine Gesamtentwicklung des Gebietes zu berücksichtigen oder eine nachhaltige Gewerbeentwicklung und damit die Schaffung von Arbeitsplätzen zu fördern. Es ist zu befürchten, dass für die Stadt wichtige Erlösmöglichkeiten aus einer professionellen Vermarktung nicht genutzt werden.

Welche Rolle spielen Bürgermeister Wagner und die HLG?

Dörnberg-KaserneInsbesondere durch die Beteiligung eines CDU-Stadtverordneten und die nicht erfolgte Information der zuständigen AG Konversion über dessen Beteteiligung und das geänderte Geschäftsmodell führen für Bündnis 90/DIE GRÜNEN zu neuen Fragen über die Rolle des Bürgermeisters und der HLG, die im Untersuchungsauftrag des bisherigen Akteneinsichtsausschusses Konversion nicht enthalten waren. Hier muss überlegt werden, ob ein weiterer Akteneinsichtsausschuss notwendig ist, um diese Fragen zu klären.

19.03.2013
Klaus Bölling, Fraktionsvorsitzender


Schwerpunkt Kasernenkauf