Unterstellter Interessenkonflikt

Polizeieinsatz gegen Stadtverordnete?

Es ist eine groteske Situation, wenn am Nachmittag vor einer Stadtverordnetenversammlung das Telefon klingelt und sich die Polizei meldet, um mitzuteilen, sie sei um Amtshilfe gebeten worden und stehe bereit, mich aus dem Sitzungssaal zu entfernen, falls ich diesen bei zwei Tagesordnungspunkten nicht freiwillig verlasse.

Das ist eine neue Dimension, der oftmals seltsamen Homberger Politik. Worum geht es?

Zum inzwischen dritten Mal stand auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung am 29. April 2014 der Satzungsbeschluss für einen Bebauungsplan und Flächennutzungsplan der ehemaligen Ostpreußenkaserne. Bündnis 90/DIE GRÜNEN kritisieren den Kauf der Kaserne, Bündnis 90/DIE GRÜNEN lehnen Flächennutzungsplan und Bebauungsplan ab, da die kosten für die erforderliche Erschließung weder aus Fördergeldern noch anderen Einnahmen zu refinanzieren sind. Die Stadt bleibt auf dem Großteil der Kosten sitzen - und das obwohl die Auflagen des Schutzschirms kaum erfüllt werden können und der Abbau von freiwilligen Leistungen sowie der Verkauf von DGHs angekündigt werden.

Von den Befürwortern der Maßnahme wird immer wieder angeführt, bei mir läge ein Interessenkonflikt gem. § 25 HGO vor, der mir die Teilnahme an der Beratung und Beschlussfassung verbiete. In einer ausführlichen persönlichen Erklärung habe ich dazu bereits am 27. März Stellung genommen und diesen Interessenkonflikt verneint. Darauf hin ließ der Stadtverordnetenvorsteher gem. § 25 (3) HGO die Stadtverordnetenversammlung darüber entscheiden, ob ein Interessenkonflikt mir und dem SPD-Stadtverordneten Jerosch die Teilnahme an der Beratung und Beschlussfassung verbiete. Mehrheitlich wurde entschieden, die sei nicht der Fall. Nur die CDU-Stadtverordneten Althaus und Fröde sahen dies anders. Interessanterweise ist Althaus an der Schaffung von Baurecht im Kasernenbereich interessiert, um sein eigenes Projekt 'Messepark' verwirklichen zu können. Obwohl die Stadtverordnetenversammlung die Rückabwicklung dieser umstrittenen Grundstücksvergabe fordert, handelt er weiter unbeeindruckt gegen die Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung. Und der Bauunternehmer Fröde hat sicherlich auch ein Interesse an der Schaffung von Baurecht und der Möglichkeit im Rahmen der Erschließung Aufträge zu bekommen.

In der Sitzung wurden dann die Satzungsbeschlüsse gefasst - gegen die Stimmen unter andern der GRÜNEN. Gegen diesen Beschluss hat der Bürgermeister wegen der von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen Teilnahme von Joachim Jerosch und mir Widerspruch eingelegt - obwohl gerade er den Satzungsbeschluss immer wieder forciert hatte. Aus diesem Grund standen die Beschlüsse am 29. April erneut auf der Tagesordnung.

Entsprechend der Erklärung vom 27. März habe ich den Stadtverordnetenvorsteher unterrichtet, dass ich weiterhin keinen Interessenkonflikt sehe. Daraufhin wurde, wie die Presse berichtet, die Polizei um Amtshilfe gebeten, um meinen Ausschluss aus der Versammlung durchzusetzen - eine neue Eskalationsstufe in Homberg, ein neuer Tiefpunkt.

Am Ende wurden die umstrittenen Tagesordnungspunkte auf Antrag der SPD abgesetzt, die zuvor Änderungsanträge nicht auf die 'Tagesordnung bekommen hat, die - rechtlich nicht schlüssig und daher nicht bindend - Nutzungen wie den Messepark von Althaus verhindern sollten. Damit war die Fraktion in einem Dilemma. Die Anträge sollten das Verlassen der gemeinsamen Linie mit FWG und GRÜNEN kaschieren.

Damit werden die umstrittenen Tagesordnungspunkt in der nächsten Stadtverordnetenversammlung am 15. Mai erneut auf der Tagesordnung stehen. Dann zum vierten Mal.

Klaus Bölling, Fraktionsvorsitzender

Weitere Informationen:

Zur Grundstücksvergabe an den CDU-Stadtverordneten Axel Althaus:

Zur Rolle der Homberger SPD:

Zur Konversion: