Altes Gaswerk

Chance für historisch wichtiges Bauwerk

Nachdem vor einigen Jahren der Abriss des architektonisch interessanten und historisch wichtigen Alten Gaswerks beschlossen wurde, gibt es nach neueren Untersuchungen Chancen, das Gebäude zu erhalten. Eine Nutzung als Jugendzentrum ist denkbar. Dies hat zu heftigen öffentlichen Debatten geführt. In einem Redebeitrag in der Stadtverordnetenversammlung am 18. August 2011 wird die Position von Bündnis 90/DIE GRÜNEN dargelegt:

Das  Alte Gaswerk ist ein Gebäude, das architektonisch interessant ist und das für die moderne Geschichte Hombergs eine große Bedeutung hat. Viele Gebäude aus dieser Epoche sind nicht mehr vorhanden. Trotzdem stand das Gaswerk viele Jahre unbeachtet einfach so am Davidsweg, niemand hat sich groß darum gekümmert. Vor einigen Jahren gab es für viel Geld eine Sanierung des Bodens, kontaminierte Altlasten wurden abgetragen und entsorgt. In der damaligen Debatte wurde auch der Abriss des Gebäudes beschlossen. Dieser Beschluss kam zustande, da zum damaligen Zeitpunkt niemand eine andere Alternative einbrachte, der Abriss wurde sozusagen als alternativlos dargestellt. Trotzdem bleib das Gebäude zunächst stehen, weiterhin weitgehend unbeachtet.

Was hat sich also im Jahr 2011 geändert, dass wir nun wieder so heftig über das Gebäude debattieren? Nicht umsonst ist das Wort alternativlos in Verruf geraten, denn meistens gibt es eine Alternative, manchmal sogar eine bessere. Und so hat Herr Gontermann als Architekt des Bauamtes einfach das gemacht, was seine Aufgabe in der öffentlichen Verwaltung ist: Er hat geprüft, ob es Alternativen gibt, hat festgestellt, eine weitere Nutzung des Gebäudes ist nicht ausgeschlossen und schon war das bisher unbeachtete Gebäude im Zentrum des Sturms. Eines Sturms, in den dann auch der städtische Mitarbeiter geraten ist, vor den wir uns hier als Stadtverordnete stellen müssen, den wir vor den Angriffen schützen müssen. Denn er hat einfach Fakten zusammengetragen und für uns aufbereitet. Wir als Stadtverordnetenversammlung müssen diese Fakten bewerten und und wir als Stadtverordnetenversammlung treffen dann eine Entscheidung.

Die Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN ist froh über die aufgezeigten Alternativen, denn das Gebäude ist historisch wichtig, ist interessant und bietet Chancen. Aber das Gebäude ist als Altes Gaswerk nicht unproblematisch. Deshalb müssen vor einer Entscheidung über die weitere Nutzung viele Dinge geklärt werden, da sind wir einig mit vielen, die Bedenken haben, die Fragen haben und die nicht verstehen können, warum der Abriss nun nicht mehr die einzige Lösung ist.

Diese Fragen müssen und können beantwortet werden, daher ist der Verweis in die Ausschüsse zur weiteren Beratung sinnvoll und notwendig. Aber die Debatte muss ernsthaft und ehrlich geführt werden. Wir wollen nicht, dass über Belastung durch Giftstoffe gesprochen wird, wenn eigentlich die vermeintliche Belastung durch Jugendliche gemeint ist. Und wir wollen, dass sachlich argumentiert wird. Wenn die Anwohnerinitiative in der Presse von einer Giftschleuder spricht, dann ist das nicht sachlich und zielt nicht auf eine ehrliche Debatte. Eine Giftschleuder emittiert ständig Giftstoffe. Das tut das Gebäude nicht, denn sonst dürfte es dort nicht stehen, sonst dürfte dort auch niemand in der Nachbarschaft wohnen.

Für Bündnis 90/DIE GRÜNEN gelten folgende Punkte:

  • Wir haben im Handlungskonzept Soziale Stadt beschlossen, dass ein neues Jugendzentrum notwendig ist. Wir haben auch beschlossen, dass wir als Standort den Davidsweg wollen, da hier der integrative Ansatz der Homberger Jugendarbeit verwirklicht werden kann und die Aufgliederung von Jugendarbeit in einem Jugendzentrum in der Altstadt und einem Jugendzentrum im Bahnhofsviertel sinnvoll an einem Ort zusammengeführt werden kann.

  • Der Standort Altes Gaswerk war immer eine Möglichkeit für dieses Jugendzentrum – bisher halt nur mit einem Neubau. Bündnis 90/DIE GRÜNEN wollen keine Jugendarbeit, die an den Rand der Stadt verbannt wird. Jugendliche sind keine Belastung, sondern die Zukunft unserer Stadt, die alles tun muss, um lebendig und jung zu bleiben.

  • Hier soll keine Spielothek errichtet werden, die rund um die Uhr geöffnet ist, hier soll keine Kneipe eröffnet werden, vor der sich spätnachts angetrunkene Menschen – auch trunkene Erwachsene können übrigens die Ruhe stören - sammeln. Hier soll ein Jugendzentrum geschaffen werden, in dem von verantwortlichen Sozialarbeitern und Pädagogen qualifizierte Jugendarbeit gemacht wird.

  • Wir wollen eine umfassende Prüfung, ob das alte Gaswerk erhalten werden und als Jugendzentrum genutzt werden kann. Dabei muss untersucht und bewertet werden, welche möglichen Altlasten und Schadstoffe vorhanden sind und wie mit diesen umgegangen werden kann. Wir haben in der Tat eine Verantwortung den Jugendlichen gegenüber und wir haben eine Verantwortung den Beschäftigten gegenüber, die in einem solchen Zentrum arbeiten werden. Hier ist also sachliche Aufklärung notwendig. Dabei ist es nicht hilfreich von einer Giftschleuder zu sprechen, dabei ist es aber auch nicht hilfreich verharmlosend zu sagen, auch in Neubauten sind Schadstoffe vorhanden.

  • Wenn die Prüfung ergibt, eine Sanierung ist möglich und die vorhandenen Schadstoffe können isoliert oder beseitigt werden, sind Bündnis 90/DIE GRÜNEN für den Erhalt des Alten Gaswerkes und die Nutzung als Jugendzentrum, denn es ist ein großartiges Gebäude.

  • Wir wollen, dass die Debatte weiter offen und öffentlich geführt wird – auch wenn dies manchmal zu polemischen Reaktionen führt. Alle Tatsachen gehören auf den Tisch und dann ist eine politische Entscheidung zu treffen.

Klaus Bölling, Fraktionsvorsitzender
August 2011


Eine etwas andere - künstlerische - Herangehensweise: